Nepomuk:Freie Sicht auf die Alpen

Lesezeit: 2 min

Was ist wichtig wenn ein Fest auf dem Kirchplatz tobt? Die freie Sicht auf die Brunnen! Die spinnen, die Starnberger!

Von Eurem Nepomuk

Ich sag's Euch, liebe Leute, mit dem Altwerden ist das so eine Sache. Nicht nur, dass ich ohne mein geliebtes Mofa kaum noch durch die Stadt komme, weil ich nicht mehr so gut zu Fuß bin. Viel schlimmer ist das noch mit meiner Vergesslichkeit. Manchmal ist es so schlimm, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich mein Mofa abgestellt habe. Aber Gott sei Dank gibt es ja nette Parkschandis in Starnberg, die rufen mich dann immer an, und sagen mir, wo das Ding steht.

Aber das, liebe Leute, wollte ich Euch gar nicht erzählen. Was mich zurzeit richtig ärgert, ist die Tatsache, dass ich keinen freien Blick auf den See mehr habe. Stellt Euch vor, das liegt am allseits beliebten Finanzminister, dem Söder Markus. Der hat ja letztendlich auch den gewaltigen Neubau der Seenschifffahrt zu verantworten. Ein Riesenverwaltungsgebäude, und eine noch riesigere Werft. Ich wohne natürlich am Nepomukweg, gleich gegenüber. Bisher konnte ich von meinem Balkon im ersten Stock aus immer beschaulich auf den See blicken, aber was seh' ich jetzt? Nix mehr, nur den Klotz der Schifffahrt. Nix mehr mit freier Sicht auf die Alpen.

Aber immerhin, und das tröstet mich ein bisschen, bin ich nicht der einzige, der sich um die freie Sicht in Starnberg sorgt. Wenn es dabei auch nicht immer um den ungehinderten Blick auf unseren schönen See geht. So treibt etwa den Stadtbaumeister, den Weinl Stephan, eine ganz andere Sorge um: Wenn vom nächsten Montag an die Französische Woche auf dem schönen, gemütlichen Kirchplatz stattfindet, dann darf doch der Blick auf die beiden schönen Brunnen nicht durch Partyzelte verstellt sein, findet der Weinl. Ihr glaubt das nicht? Ich sag's Euch, der hat das ernst gemeint dem freien Blick auf die Brunnen. Ist eine der Ideen, die im Umkreis von der lieben Evi, der Bürgermeisterin, halt so geboren werden. Erst ein Krisengespräch konnte den Stadtbaumeister überzeugen, dass den Starnbergern der freie Blick auf die Brunnen während der Französischen Woche ziemlich wurscht ist. Von mir aus könnten die das ganze Jahr verdeckt werden, das wäre ein Gewinn für den Kirchplatz, finde ich.

Aber daraus wird wohl nichts. Denn es ist schon vereinbart worden, dass im Juni nachgemessen wird, wo die Buden dann nächstes Jahr auf dem Kirchplatz stehen dürfen. Freier Blick und so, ihr wisst schon. Unser Stadtspitze hat wirklich den nötigen Durchblick für die wichtigen Dinge, findet euer Nepomuk

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: