Nepomuk:Ein Hoch auf die Vetternwirtschaft

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Cousins unter sich: die Bürgermeister Erhard Radlmaier, Christian Schiller und Hans-Jürgen Fischer (von links). (Foto: oh)

Herrschings Bürgermeister Christian Schiller ist nicht allein - auch zwei seiner Cousins regieren Rathäuser. Was die drei wohl beim letzten "familiären Austausch vor der Kommunalwahl" beraten haben?

Kolumne von Eurem Nepomuk

Ich weiß gar nicht, ob ich Euch schon erzählt hab', welche Berühmtheiten es in der großen, ja völlig unübersichtlichen Familie der Nepomuke gibt. Nein, ich will nicht angeben, bewahre. Aber einer meiner Urahnen, Nepolangelo, war so eine Art, na ja, Künstler. Ein anderer, Nepoleon, drehte am Rad der Geschichte, bevor er auf Elba landete. Und Nepospeare deckte die Welt mit blutrünstigen Dramen ein. Zur Verwandtschaft gehören außerdem Komponisten wie Nepohoven, Bürgermeister wie Nepoliani und Dirigenten wie Nepoboim. Ja, einer meiner Vorfahren begründete sogar den Nepotismus, die Vetternwirtschaft. Also ich könnt' ewig so weitermachen. Warum ich's nicht tue? Weil ich Euch nicht langweilen will. Wen soll meine bucklige Verwandtschaft schon groß interessieren?

Mein lieber Freund Christian Schiller, der Herrscher von Herrsching, ist da anders gestrickt. Erstens hat er solche Bedenken nicht. Zweitens Cousins, die wie er Bürgermeister sind und zwei klitzekleine Gemeinden bei Deggendorf regieren, Metten und Offenberg. Und drittens einen Mitteilungsdrang, der auch damit zu tun haben könnte, dass gerade Wahlkampf ist. Jedenfalls schreibt seine Pressesprecherin: Zwischen Schiller, 51 und parteiunabhängig, und seinen CSU-Cousins Erhard Radlmaier, 68, und Hans-Jürgen Fischer, 45, sei es zum letzten "familiären Austausch vor der Kommunalwahl" gekommen. Zum Vettern-Gipfel also. Für Radlmaier war das Ganze wohl nicht so ergiebig, er tritt im März nicht mehr an. Aber für die zwei anderen schon. Bei "insgesamt 36 Jahren Erfahrung als Bürgermeister" habe es natürlich "viele Themen zu besprechen" gegeben, heißt es. Mehr noch: Der "eine oder andere Tipp konnte interfamiliär weitergegeben werden".

Worüber die drei also geplauscht haben? Keine Ahnung! Wahrscheinlich hat nur einer geredet, Showmaster Schiller. Gemeinerweise schweigt sich die Pressesprecherin aber in diesem Punkt aus. Andererseits: Wenn drei Kerle zusammenhocken, weiß doch eh jeder, womit die ihre Zeit verplempern - mit Gesprächen über schöne Frauen wie Catherine Neponeuve und Sophia Neporen! Über Zigarren! Autos! Und nervige Bürger, die dem Rathauschef die Hölle heiß machen, wenn drei Schneeflocken vom Himmel trudeln und kein Winterdienst in Sicht ist! Mein Gott, dieses Anspruchsdenken! Was soll der Bürgermeister denn noch alles richten, in Metten, Herrsching und Offenberg?

Wenn Ihr mich fragt, dann hat die Nachricht vom Familientreffen auch noch eine andere Botschaft. Und die lautet: Wählt Schiller sofort per Briefwahl, sonst schickt er noch mehr absurde Mitteilungen, glaubt

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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