Nepomuk:Der Ingwer und die Handwaage

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Was tun, wenn der Strom ausfällt und die elektrische Waage im Lieblingsgeschäft ausfällt? Zurück zur Schätzung!

Kolumne von Euer Nepomuk

Ich weiß nicht, ob ich es Euch schon mal gesagt habe: Ich bin ein echter Gourmet. Ich koche gerne, besonders Gerichte mit kleinen Raffinessen. Der Ingwer gehört da fast immer dazu. Ein tolles Gewürz. Es macht sich nicht wichtig und ist auch noch gesund. Oder wusstet Ihr, dass der Ingwer entzündungshemmend ist, als Hausmittel bei Erkältung gilt und graue Haare verhindert? Letzteres hab' ich zumindest gehofft, stimmt aber nicht. Leider. Und aufgepasst, ihr Lieben: Rückt ihm nicht mit einem Spargel- oder Kartoffelschäler auf die Knolle. Er hat nämlich 50 Prozent seiner Inhaltsstoffe direkt unter der Haut. Also, bloß nicht schälen! Mein alter Freund, der Schuhbeck Alfons, rät dazu, sein Äußeres mit einem Löffel ein wenig abzukratzen oder ihn in Salzwasser mit Essig abzubürsten.

Den besten Ingwer gibt es übrigens in dem kleinen Kramerladen in Raisting. Warum? Weiß ich auch nicht, ist aber so. Da bin ich Ende vergangener Woche hingefahren, weil ich mit den Ingwerresten in meiner Küche beim besten Willen nicht übers Wochenende gekommen wäre. Es war so gegen 16.30 Uhr. Ich betrete also den Dorfladen, sehe darin noch dies und das, was ich bei der Gelegenheit auch mitnehmen will, marschiere mit meinen Habseligkeiten zur Kasse, da geht plötzlich das Deckenlicht aus. Der Strom ist weg, die Kasse tot! Sie rechnet nicht und geht nicht einmal mehr auf. Das Display der elektrischen Waage ist auch schwarz. So ein Mist! Ausgerechnet jetzt, wo ich doch noch den eigentlichen Grund meines Besuchs, den Ingwer, abwiegen muss. Mann!

Die Kassierin zählt schon mal die anderen Preise mit Papier und Bleistift zusammen. Ich krame im Geldbeutel, vielleicht hab' ich's ja passend. Die gute Frau rät mir, wegen des Ingwers einfach später wiederzukommen. Wiederkommen? Ich bin doch aus Starnberg, Leute. Das sind 34 Kilometer einfach. Da kann ich doch nicht zweimal hin- und herfahren. Das wären dann ja 136 Kilometer wegen einer Knolle Ingwer.

Da kommt der Frau die rettende Idee: Wir könnten ja schätzen. Klar. Wir nehmen also eine Tafel Schokolade in die eine und den Ingwer in die andere Hand und kommen überein, dass beides um die 100 Gramm haben muss. Super. Ich zahl' und bin happy. Und heute Abend mach' ich mir das Schubeck'sche Karotten-Ingwer-Süppchen. Jawoll!

© SZ vom 29.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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