Nepomuk:Das Runde muss ins Eckige

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Weil die Starnberger so viel Zeit daheim verbringen, fällt ihnen auf, wie viel Krempel in ihren Villen herumliegt

Kolumne von Eurem Nepomuk

Grade war ich auf dem Weg zum Wertstoffhof, Ihr Lieben, und ich kann Euch sagen: null Chancen, vergesst es! Die Autoschlange reicht fast bis zum Seeufer. Ich weiß auch nicht, was da los ist. Wahrscheinlich handelt es sich um eine pandemische Folgeerscheinung: Weil die Starnberger so viel Zeit daheim verbringen, fällt ihnen auf, wie viel Krempel in ihren Villen herumliegt: olle Vasen, fleckige Polstersessel, Ehemänner, die keiner braucht, und runde Tische gegen rechts. Ja, dieses Möbel hat im Landkreis ausgedient. Seitdem der neue Landrat Stefan Frey regiert, gibt es nur noch einen runden Tisch für Toleranz, Demokratie und Menschenrechte, an dem auch ein Rechtspopulist sitzt, also so etwas wie die Quadratur des Kreises. Aber das nur nebenbei.

Wo aber entsorgt der schlaue Starnberger jetzt seinen runden Tisch? Ich kann es Euch sagen: in München, am besten im Osten, sagen wir in Perlach. Da herrschen paradiesische Zustände, ich war da: Die Autoschlange ist klitzeklein, die Wertstoffhofmitarbeiter sind so was von entspannt. Einer von ihnen geht sogar auf Fahrer zu und erklärt ihnen ganz freundlich, dass heute leider die ungerade endenden Kennzeichen dran sind, weil ein ungerader Kalendertag ist. Tolles System. Leider endet Nepomuckas Kennzeichen, also das vom Wagen meiner Liebsten, mit 190. Aber ihr könnt Euch vorstellen, dass sich einer wie ich von so was nicht beeindrucken lässt: "Die Null", hab ich gerufen, "das weder positive noch negative Nichts, soll gerade sein?" Weil es sich ja empfiehlt, laut zu werden, wenn man nicht weiter weiß. "Ja", sagt der Mann, "sehen Sie, die reelle Zahl Null, die Mächtigkeit der leeren Menge, das absorbierende Element der Vervielfachung, ist deshalb gerade, weil sie, durch zwei geteilt, keinen Rest ergibt." "Ja wie, keinen Rest", schrei' ich, "ich hab das ganze verdammte Auto voll!" Und um vollends abzulenken: "190:2 ist doppelt ungerade." "Anders wäre es", sagt er, "wenn Sie die ersten 12 Dezimalstellen von Pi auf dem Kennzeichen hätten, die mit einer 9 enden, aber so lang ist ja kein Schild. Oder die ersten zwei der Eulerschen Zahl. Oder von Grahams Zahl ..." Gut, am Ende hab' ich das blöde Ding an dem emeritierten Professor für Mathematik vorbei zu Fuß zum Container getragen, was auch und gerade an ungeraden Tagen erlaubt ist. Mit Null-Gruß

© SZ vom 23.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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