Nepomuk:Bürgermeister, ahoi!

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So ein Rathaus-Chef muss auch einmal Urlaub machen. Ein Politiker aus dem Fünfseenland verabschiedet sich nun gleich für zehn Wochen

Von Euer Nepomuk

So ein Bürgermeister hat es ja wirklich nicht leicht. Schon gar nicht, wenn er seinen Job ernst nimmt. Wohlgemerkt: Die Rede ist hier von einem Bürgermeister, nicht von einer Bürgermeisterin. Also von Herbert Kirsch. Seit einem gefühlten Jahrhundert mimt er schon den Quasi-Dorfvorsteher von Dießen.

Und was hat der dort schon nicht alles mitgemacht! Wenn ich da allein an das Jahr 2013 denke: Das hatte noch nicht mal richtig angefangen, da lag der Arme schon mit zwei Bandscheibenvorfällen flach. Das ist wirklich alles andere als komisch, sondern tut ziemlich weh. Schuld daran ist in 80 Prozent der Fälle Stress, sagen die Mediziner. Ganz ehrlich, dazu braucht's eigentlich keine Ärzte. Das weiß ich auch. Ich krieg' schließlich auch immer Rückenweh, wenn ich zu viel arbeite. Und ich bin ein Geist und kein Bürgermeister. Tante Frieda sagt dann immer: "Bub, mach mal Pause."

Vor ziemlich genau zwei Jahren hat sie das auch zum Kirsch gesagt. Und der hat ihr erstaunlicherweise auch gefolgt und beschlossen, ausnahmsweise mal länger als eine Woche Urlaub zu machen. Endlich mal ausspannen wollte er. In Argentinien. Doch herrje, statt Erholung gab es nur schlaflose Nächte dort. Dauernd musste sich Kirsch da am Telefon quer über den ganzen Atlantik rechtfertigen, warum ausgerechnet er, der die Wolfsgasse nutzt, um nach Hause zu kommen, als Einziger nichts für deren Ausbau zahlen muss. Puh, das war ganz schön anstrengend für den armen Kerl. Er hätte mir fast leidgetan, so zugesetzt haben ihm die Leute da. Deshalb ist er wieder total urlaubsreif und nimmt jetzt zwei Jahresurlaube auf einmal. Satte zehn Wochen.

Das geht aber nur, weil die Gemeinderäte zugestimmt haben, Kirschs ehrenamtlichem Vize Peter Fastl 166,50 Euro am Tag für die Vertretung von Kirsch zu zahlen. Was genau einem Dreißigstel pro Tag der Beamtenbesoldungsgruppe A 14 entspricht. Kirschs Urlaub schlägt also auch bei der Gemeinde ordentlich zu Buche. Und hoffentlich regt sich jetzt keiner darüber auf. Aber Kirsch kann das ohnehin wurscht sein: Er fährt diesmal dorthin, wo er schlecht zu erreichen ist. Zum Segeln in die Karibik. Aus Erfahrung wird man eben klug, sogar als Bürgermeister, weiß

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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