Nepomuk:Abwarten und Tee trinken

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Eine gute Idee aus Taiwan: So werden die Kreisräte etwas ausgeglichener

Von Eurem Nepomuk

Reisen ist ja etwas Schönes. Aber jetzt bin ich schon froh, wieder daheim zu sein. Nicht, weil mir Taiwan nicht gefallen hätte. Im Gegenteil. Es ist nur so, dass ein Geist manchmal doch wie ein Mensch ist und ein anständiges Bett braucht. Nicht so einen vollgestopften Koffer vom Landrat. Grad hatt' ich mich da drin für die Rückreise eingekuschelt, da packt mich der Carlo am Wickel und will mich in einen Pappkarton stopfen, weil das da alle so machen. Aber bitte: In einen Pappkarton! Mich! Und das alles nur, weil sein Koffer vier Kilo Übergewicht hatte und er am Flughafen umpacken musste. Da landeten dann Hemden, Poloshirts und was weiß ich noch alles in dieser Schachtel.

Und fast auch ich. Grad noch konnt' ich mich ihm entreißen und mich hinter den Unmengen von Teebüchsen verstecken, die im Koffer waren. Bequem war das nicht, aber besser als so ein Karton. Nun muss man wissen, dass der Roth normalerweise gar keinen Tee trinkt; nur wenn er krank ist. In Taiwan schlürfte er aber dauernd welchen und machte dabei ein so begeistertes Gesicht, dass ihm ganz viel davon geschenkt wurde. Also grüner Tee, was anderes gibt's da nicht. Nun könnte man sich fragen: Was macht der Kerl jetzt mit so viel grünem Tee?

Ich verrat's Euch: andere damit beglücken. Genauer gesagt: den Kreistag. Schon in der nächsten Plenumssitzung am 14. Mai soll der ausgeschenkt werden. Auf die Idee hat den Roth übrigens der mitreisende FDP-Kreisrat Oswald Gasser gebracht. Der hat nämlich bemerkt, dass die Taiwaner, die sonst immer sehr schnell sind, Tee ganz langsam zubereiten. Aus meditativen Gründen. Ruhe, Gelassenheit und Geduld wollen die dadurch gewinnen. Und das ist ja nicht schlecht. Schon gar nicht im Kreistag. Gasser jedenfalls kündigte an, einen Antrag zu stellen, dass der Tee dort auf taiwanische Art zubereitet wird. Ob das so kommt, ist nicht verbrieft. Aber schaden würde es nicht. Man denke an die zehn Kreisräte der Grünen. Wenn da einer was will, reden alle zehn mit. Der Reihe nach. Da braucht's schon Ruhe, Gelassenheit und Geduld bei allen anderen. Auch beim Carlo. Vielleicht denkt der ja jetzt noch mal über die Sache mit der Zeremonie nach. Bis dahin gilt für mich: Abwarten und Tee trinken.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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