Nächtliche Fahrten:Lücken im System

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Herrsching stimmt Testbetrieb für MVV-Ruftaxis zu

Von Marcella Rau, Herrsching

Es ist ein Problem, das nicht nur vielen Jugendlichen im Landkreis bekannt sein dürfte: Orte mit S-Bahn-Anbindung lassen sich auch nachts noch erreichen, weiter jedoch geht es mit dem öffentlichen Nahverkehr dann nicht mehr. Oft sind es die Eltern, die noch spät nachts ins Auto steigen müssen, um ihre Kinder abzuholen. Mit einer vierjährigen Testphase des MVV-Ruftaxis, deren Beginn bereits für Dezember geplant ist, könnte dies jedoch bald der Vergangenheit angehören: Die Gemeinde Inning hat dem bereits im Mai zugestimmt, nun folgte auch Herrsching, wo das Projekt am Montag im Gemeinderat vorgestellt wurde. Lediglich die Gemeinden Gilching und Seefeld, die das Taxi, das sich im Landkreis Fürstenfeldbruck bereits großer Beliebtheit erfreut, ebenfalls anfahren wird, müssen nun noch die Genehmigung erteilen.

Lange hatte man in Herrsching nach einer Möglichkeit gesucht, die Lücken im öffentlichen Nahverkehr zu schließen. Ein Bürgerbus wurde vor einigen Jahren eingestellt, da sich die hohen Kosten, die der Einsatz verursachte, durch die geringen Fahrgastzahlen nicht rechtfertigen ließen. Mit der Einführung des Ruftaxis auf Landkreisebene könnte man nun eine endgültige und vor allem kostengünstigere Lösung gefunden haben.

Starten soll die Testphase zunächst mit den beiden Buslinien 820 von der S-Bahnhaltestelle Buchenau bis ins Gilchinger Gewerbegebiet, und der Linie 920 von Inning nach Herrsching. Schon während der Testphase ließen sich aber jederzeit auch weitere Linien integrieren, erklärt Verkehrsmanagerin Susanne Münster. Das Ruftaxi soll die Haltestellen auf den entsprechenden Linien in den Zeiten anfahren, in denen der reguläre Bus nicht fährt. Er folgt dabei einem festen Fahrplan, der jedoch mit einem 20-Minuten-Takt recht komfortabel gestaltet ist. Das Besondere: Gefahren wird nur dann, wenn das Taxi auch benötigt wird. Wer das Transportmittel nutzen möchte, muss dies also bis spätestens 45 Minuten vor Fahrtantritt in einer Rufzentrale angeben, wo die Fahrten anschließend koordiniert werden. Für diese gelten die Tarife des MVV, auch Streifen- oder Dauerkarten können also genutzt werden.

Die Kosten für den Betrieb des Ruftaxis übernehmen anteilig Gemeinden und Landkreis. Für Herrsching ergeben sich Kosten von rund 10 000 Euro pro Jahr, hinzu kommen 34 Cent für jeden tatsächlich gefahrenen Kilometer.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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