Nach Konkurs der bisherigen Betreiberfirma:Krailling will Tanklager kaufen

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Noch ist offen, wer den Zuschlag für das 230 Hektar große Gelände erhält. Tschechien beschäftigt vor allem eine Frage: Was passiert mit dem in den Tanks gelagerten Diesel im Wert von etwa 40 Millionen Euro?

Von Michael Berzl, Krailling

Die Gemeinde Krailling erwägt den Kauf des riesigen Tanklager-Geländes im Kreuzlinger Forst. "Natürlich ist das eine Option, über die wir nachdenken", bestätigte Bürgermeisterin Christine Borst am Dienstag. Nach dem Bericht einer tschechischen Zeitung liegt dem Insolvenzverwalter, der seit dem Konkurs der bisherigen Betreiberfirma für das 230 Hektar große Gelände zuständig ist, schon ein Angebot der Kommune vor. Das wollte Borst noch nicht bestätigen. Allerdings hatte sich der Gemeinderat dem Vernehmen nach vor drei Wochen in einer nichtöffentlichen Sitzung mit dem Tanklager befasst.

Die Pleite der Viktoriagruppe eröffnet der Gemeinde eine Möglichkeit, die so bald nicht wiederkehrt. Konkursverwalter Mirko Möllen von der Münchner Kanzlei Pluta sucht einen Käufer für die gesamte Anlage, die sich von der Pentenrieder Straße bis nach Germering erstreckt. Das Areal im Wald, das fast komplett auf Kraillinger Flur liegt, ist mit einem sieben Kilometer langen Zaun umgeben. Dort befinden sich Tanks mit einem Gesamtvolumen von 122 000 Kubikmetern, die im Zweiten Weltkrieg gebaut wurden.

Die Kraillinger könnten sich über ihre Planungshoheit hinaus nun wesentlich mehr Einflussmöglichkeiten verschaffen, was in dem Gelände passiert, in dem sich nicht nur Industrieanlagen mit Gleisen, Straßen, Rohrleitungen und Pumpstationen, sondern auch wertvolle Biotope befinden. Der umzäunte Bereich grenzt direkt an das Kraillinger Gewerbegebiet an, wo jetzt schon ständig neue Bauflächen ausgewiesen werden, weil der Platz für die dort angesiedelten Firmen nicht mehr ausreicht. Auch ein Fußballplatz muss dem Expansionsdrang weichen.

Allerdings ist noch völlig offen, wer den Zuschlag erhält, denn es gibt wohl auch viele andere Interessenten. "Der Verkaufsprozess ist noch nicht abgeschlossen. Der Käufer steht noch nicht fest", ließ Insolvenzverwalter Möllen mitteilen. Auf die Frage, ob es zutrifft, dass auch Krailling ein Angebot abgegeben hat, erklärte er: "Zu den Details der Verwertungsmaßnahmen kann ich leider keine Auskünfte geben".

Die Suche nach einem Käufer findet in einem schwierigen Umfeld statt, denn das Konkursverfahren ist zu einem Politikum geworden. In den Tanks bei Krailling hat der tschechische Staat Spritreserven eingelagert; dabei handelt es sich um etwa 75 Millionen Liter Diesel. Der Wert liegt je nach Marktpreis in einer Größenordnung von 40 Millionen Euro. Seit das Konkursgericht Weilheim eingeschaltet ist und Möllen die Verwaltung übernommen hat, kommt die staatliche Materialverwaltung der Tschechen nicht mehr an diesen Treibstoff. Seit Februar vergangenen Jahres ist nur noch der Insolvenzverwalter verfügungsbefugt. "In dieser Eigenschaft muss ich die Frage, was zur Insolvenzmasse gehört und was nicht, sorgfältig prüfen", erklärte er. Die Verhandlungen sind mühsam. In der verfahrenen Situation hatte sich der Prager Premierminister Bohuslav Sobotka schon eingeschaltet. Daher ist für den tschechischen Staat eine Frage besonders interessant: Was ist mit dem Treibstoff, wenn die Gemeinde Krailling die Anlage als Eigentümerin übernimmt? Bisher zählt die Kommune zu den etwa 50 Gläubigern in dem Konkursverfahren, denn die Viktoriagruppe hatte zuletzt auch keine Gewerbesteuer mehr bezahlt.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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