Musikbühne in Inning:Die zweite Heimat der alten Rocker

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Eingespieltes Team: Martin Dybowski (li.) und Paul Elsperger im Inninger Spectacel. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wirt Martin Dybowski und Programmgestalter Paul Elsperger feiern an diesem Samstag im "Spectacel" mit zwei Bands zehn Jahre Live-Musik

Von Gerhard Summer, Inning

Bühnen mit einer solchen stilistischen Bandbreite sind selten hierzulande. Wer bietet schon Rock, Blues, Jazz, Weltmusik, Klassik und A cappella auf einen Streich? Vielleicht der Hinterhalt in Gelting, vielleicht das Village in Habach. Auf alle Fälle aber das Spectacel im Inninger Haus der Vereine, das sich noch dazu die Förderung junger Bands auf die Fahne geschrieben hat und Newcomern auch mit Equipment aushilft. An diesem Samstag feiern die Chefs des Lokals, Martin Dybowski, 38, und sein Freund Paul Elsperger, 62, den zehnten Geburtstag ihres Live-Musik-Konzepts mit alten Weggefährten wie den AccustiCats und Hardy's Band.

Genau genommen verbinden die beiden zwei kleine Jubiläen: Erst betrieb Dybowski nämlich das Café Bauernbäck in Gilching und organisierte zusammen mit Elsperger Ausstellungen, Lesungen und zweimal die Woche Konzerte. Doch 2012, nach fünf Jahren, "wurde alles zu eng", wie Dybowski damals sagte. Der Wirt machte sich auf die Suche nach großzügigeren Räumen und bekam im zweiten Anlauf den Zuschlag für das zu jener Zeit verwaiste "Haus der Vereine". Einen Monat hatten er und Elsperger Zeit, den großen Saal, einst ein Albtraum in Eiche-Resopal, und das ungünstig geschnittene Lokal umzubauen. Seitdem hängt der Himmel in Inning voller Gitarren: Die beiden kamen auf die Idee, unter der ungewöhnlich hohen Decke des Wirtsraums ausrangierte Instrumente aufzufädeln, mindestens 60 an der Zahl. Etliche Bands haben sich inzwischen auf diese Weise verewigt. Dybowski, Elsperger und ihr Team zogen Zwischenwände ein, stellten Holzpaneele auf, kümmerten sich um die Elektrik und nahmen modische Handtaschen, alte Emailleschilder, Surfbretter und Fotos von Musikern als Dekor. Im September 2012 war Eröffnung, seitdem ist das Spectacel zur zweiten Heimat für viele Gruppen und natürlich auch für treue Zuhörer geworden. Die Bühne lebt nämlich vor allem vom Stammpublikum. Dazu gehört eine Clique von 25- bis 30-Jährigen. Es gibt aber auch Fans, die schon die 80 überschritten haben und "lustigerweise meistens zu Rockkonzerten kommen", wie Elsperger sagt.

In letzter Zeit lief es für die Kneipe, in der schon die Kanadierin Allison Crowe und Gitarrist Nick Woodland spielten, Blueser wie Claus Angerbauer, Albert C. Humphrey, Ron Evans, Andy Susemihl und immer wieder Bernd Rinser, nicht so glänzend. "Das erste Halbjahr 2017 war rückläufig", sagt Elsperger. Trotzdem: "Wir kommen über die Runden, es ist ein täglicher Kampf. Aber bisher haben wir es geschafft, ohne an unserem Konzept etwas zu ändern." An der Mixtur festzuhalten, gelegentlich sogar Musiktheater zu bieten, ist Dybowski und Elsperger nämlich wichtig. Da macht ihnen sonst kaum jemand in und um München was vor.

Die Geburtstagsparty in Inning beginnt am Samstag um 20 Uhr. Karten: Telefon 0152/226 79 936.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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