Musik:Polizei stoppt fliegenden Teppich

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In ihrem Spielfluss nicht zu bremsen: Andreas Hinterseher, Mulo Francel, D.D. Lowka und Evelyn Huber von "Quadro Nuevo". (Foto: Arlet Ulfers)

Die Weltmusik-Gruppe "Quadro Nuevo" muss ihr Konzert in Seefeld unterbrechen, weil Konzertbesucher die Anliegerstraßen zugeparkt haben

Von Patrizia Steipe, Seefeld

Auf den Treppenstufen zur Bühne liegt der bunte orientalische Teppich vom ägyptischen Bazar. Er symbolisiert den fliegenden Teppich des Ensembles "Quadro Nuevo", auf dem es sein Publikum mit auf eine Reise vom Okzident zum Orient nimmt, auf eine Klangreise, die die typischen Melodien der beiden Weltgegenden zu einer neuen Musikform vereint.

Derzeit tourt "Quadro Nuevo" mit seinem Programm "Flying Carpet" durch die Kontinente. Der Verein "Kultur im Schloss Seefeld" hat die Weltmusiker für ein Konzert im Seefelder Haus "Peter und Paul" gewinnen können. Im dicht bestuhlten und komplett ausverkauften Saal ließ sich das Publikum, getragen von den orientalisch-meditativen Klängen, auf die Musikreise mitnehmen. Es gab Abstecher zum Jazz, zu den Chansons, zum Walzer, Tango und zum Volkslied - und dazwischen viele Improvisationen und genügend Zeit, um den virtuosen Musiker auf ihren Instrumenten Raum für ihre bejubelten Soli zu geben. Beim hochkonzentrierten Zusammenspiel schienen Harfe (Evelyn Huber) und Bass (D.D. Lowka) zu einem einzigen Instrument zu verschmelzen. Die Klarinette (Mulo Francel) wurde vom Melodie- zum Rhythmusgerät. Das dumpfe Klopfen auf dem Instrument ließ an Regentropfen denken. Und der Beat wurde von Lowka mit seinen Trommeln aufgegriffen. Schließlich diente auch der Rahmen der Harfe als Trommel, um dann wieder gemeinsam mit den anderen Instrumenten in ein Saiten- beziehungsweise in Francels Fall in ein Blasinstrument zurückverwandelt zu werden.

Gerade als sich die Zuhörer eingelullt vom mystisch blauen Bühnenlicht und den fast schon hypnotisch-fesselnden Klängen auf einem orientalischen Bazar wähnten, wurde das Konzert jäh unterbrochen. Der Linienbus kam im Dorf nicht durch die völlig zugeparkten Anliegerstraßen, die sowieso schon durch Schneeberge verengt waren. Die Polizei verordnete eine Zwangspause zum Umparken. Die Musiker nahmen es mit Humor. Auf ihren Touren durch Metropolen wie New York, Sydney oder Bombay, auf den Bühnen großer Säle oder als einfache Straßenmusikanten haben die Vier zweifellos viel erlebt, doch so etwas noch nie. Die Verweise auf die Falschparkerei mussten sich die Seefelder, diese "Horde gesetzesloser Falschparker", als Running Gag dann noch öfter mit einem Augenzwinkern gefallen lassen.

Den Spielfluss hatte die Pause nicht gebremst. Mulo Francel (Saxofon, Klarinetten), D.D. Lowka ( Kontrabass, Percussion), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Vibrandoneon, Bandoneon) und Evelyn Huber (Harfe) ließen ihren Zauberteppich wieder abheben und schon nach einigen Takten waren Parkplätze, Schnee und Polizei vergessen.

Die Gruppe Quadro Nuevo reist seit 1996 durch die Welt und lässt sich von Kulturen, Klängen und Geschichten inspirieren. Ihre von all den Einflüssen geprägten Stücke kommen nicht nur beim Publikum an, sondern auch bei den Fachleuten. Das Ensemble hat einige hochkarätige Preise wie den Deutschen Jazz-Award gewonnen und ist in den Top Ten der Jazz- und Weltmusik-Charts zu finden. In Seefeld besannen sich die Musiker zum Abschluss noch auf ihre eigenen kulturellen Wurzeln. Sie spielten "Die Gedanken sind frei" als fast schon exotisches Volkslied, aber in einer jazzigen Version, und als Zugabe ein ebenfalls verjazztes "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach", bei dem die Zuhörer das "klipp-klapp" mitklatschen durften.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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