Musical:Zum Lachen in den Keller

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Tristesse auf allen Ebenen: eine Szene aus dem Musical "Nicht lustig", das noch drei Mal im Bosco zu sehen ist. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Musicalwerkstatt Gauting bringt im Bosco das Stück "Nicht lustig" über absurde Vorschriften und verordnete Trostlosigkeit auf die Bühne. Trotz düsterer Passagen ist das Ganze ziemlich komisch.

Von Tabea Braun

"Keine Spiele, niemand singt; hier kann ich nicht bleiben", singt die 17-jährige Saskia Seebaß verzweifelt. Dabei bezieht sie sich keineswegs auf das mit mehr als 200 Zuhörern gefüllte Gautinger Bosco: Die 55 Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 17 Jahren, die bei der Premiere des Musicals "Nicht lustig" auf der Bühne stehen, scheinen sich wohlzufühlen. Von Lampenfieber ist wenig zu spüren.

Nein, Saskia ist in die Rolle der Flora geschlüpft. An ihrem 13. Geburtstag wurde Flora, zum Leid ihrer Mutter, von den Schergen des Präsidenten abgeholt und in die Stadt gebracht, um zur Schule zu gehen. Dort lernt sie den grauen Alltag der anderen Kinder kennen. Es gibt weder Kissenschlachten noch dürfen Witze erzählt werden. Sonderregel Nr. 1 des Präsidenten verbietet nämlich jegliches unkontrollierte Lachen, etwas anderes als ein emotionsloses "ha, ha, ha" kennen die Kinder nicht.

Ihr buntes Blumenkleid muss Flora gegen eine graue Schürze eintauschen. Statt Kräuter und Blumen zu sammeln, soll sie jetzt Regeln lernen. "Nur mit Ordnung hat das Leben einen Sinn", erklären ihr die anderen. Doch da macht Flora nicht mit: Mutig lehnt sie sich gegen absurde Vorschriften auf und legt sich zusammen mit ihren neuen Freunden zunächst mit dem Sohn des Präsidenten, der Lehrerin und schließlich sogar mit dem Präsidenten selbst an.

"Nicht lustig" ist die sechste Produktion der Musicalwerkstatt Gauting, dieses Mal bekamen die Besucher sogar eine Weltpremiere zu sehen. Komponist des Musicals ist Musikschulleiter Christian Hiesel-Schill, den Text steuerte Sarah Schill bei. Die Kinder waren im November bei einem Casting ausgewählt worden. Wichtige Rollen sind doppelt besetzt, die Kinder und Jugendlichen singen bei jeder zweiten Aufführung. Neben Saskia Seebaß spielt Pamina Griesenhofer die Flora. Die Gautinger "Deva Dance School" studierte mit der Tanzgruppe die Choreografien ein, die musikalische Leitung lag bei der Gautinger Musikschule. Anfang Mai fuhren alle zusammen für ein Probenwochenende nach Benediktbeuern. In den letzten Tagen vor der Premiere wurde zum Teil bis in den Abend hinein geprobt. Und die Arbeit hat sich ausgezahlt, denn die Gautinger schaffen einen Spagat: ein unterhaltendes Musical, das durchaus zum Nachdenken anregt. Kleinere Kinder erfreuen sich wohl vor allem an den Liedern, bunten Kostümen und Tänzen, sehen aber sehr wohl auch Bezüge zu ihrem Leben. "Im Kindergarten haben wir auch Regeln", fällt einem kleinen Jungen im Publikum auf.

Eine sechsköpfige Liveband begleitet die jungen Sänger, die auch bei einem Mikrofonausfall in der ersten Hälfte des Stücks professionell bleiben und unbeirrt weiter machen, bis ein funktionierendes Handmikrofon gereicht wird. Ebenfalls beeindruckend ist das Bühnenbild: Im Hintergrund steht ein Gerüst, in dessen Mitte eine riesige Krähe sitzt, von der meist nur der geheimnissvolle, schwarze Schatten zu sehen ist. Trotz der düsteren Passagen ist das Musical "Nicht lustig" mitunter ziemlich lustig: Und es gelingt Sängern, Tänzern und Musikern immer wieder, ihre gute Laune aufs Publikum überspringen zu lassen.

Für die drei Aufführungen am Donnerstag, 25. Mai, 10 Uhr, Samstag, 27. Mai, 16 Uhr, und Sonntag, 28. Mai, 16 Uhr, sind noch Karten zu haben.

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