Mitten in Wörthsee:Wenn der weiße Rauch aufsteigt

Lesezeit: 1 min

In der Sixtinischen Kapelle zeigt er seit Jahrhunderten die Wahl eines Papstes an. Das womöglich fast genau so alte Sprichwort - das mit dem Feuer - stimmt dagegen nicht immer

Kolumne von Christine Setzwein

Weiß ist schon schön. Die Farbe der Unschuld, der Jungfräulichkeit, der Reinheit. Hochzeit ganz in Weiß, weiße Feste, der weiße Arztkittel, die weiße Fahne - alles positiv besetzt. Gut, Halbgott in Weiß hört sich nicht so prickelnd an, und wie viele Bräute in Weiß unschuldig in die Ehe gehen - geschenkt. Aber Weiß kann auch anders. Für Buddhisten ist Weiß die Farbe der Trauer, in China gar ist sie Symbol für Herbst, Alter und Hinterlist. In Afrika bemalen sich Menschen mit weißer Farbe, wenn sie mit dem Jenseits in Kontakt treten wollen.

Wenn aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch aufsteigt, dann weiß die Welt: Habemus papam! Wenn an einer Bootshütte am Ufer des Wörthsees weißer Rauch austritt, kommt die Feuerwehr. Gleich mit vier Mannschaften rückte sie aus am Dienstag. Die Leitstelle hatte nach einem besorgten Anruf eines Anliegers die Kollegen aus Steinebach, Etterschlag, Walchstadt und Oberalting alarmiert. Doch die ehrenamtlichen Helfer zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Wo Rauch ist, ist auch Feuer, traf in diesem Fall nicht zu.

Der Rauch kam aus einem Regenwasserkanal. Die Wasser- und Abwasserbetriebe AWA-Ammersee sind nämlich gerade dabei, in Wörthsee alle gemeindlichen Regenwasserkanäle zu überprüfen und nutzen dafür eine Nebelmaschine. Sie blasen dafür Disconebel in den Kanal, der dann nach einer Weile aus den Kanaldeckeln und Regenrinnen aufsteigt. So ist zu sehen, wo der Kanal entlanggeht und welche Grundstücke angeschlossen sind. Andechs, Herrsching und Inning sind schon benebelt worden, in Wörthsee werden die Arbeiten noch etwa einen Monat dauern, sagt Maximilian Bleimaier von der AWA. Hintergrund ist der, dass die AWA, so die Absichtserklärungen der Mitgliedsgemeinden, dem Kommunalunternehmen auch die Regenwasserkanalisation übertragen wollen, sich aber an den Ausbau- und Sanierungskosten beteiligen müssen. Wie hoch die ausfallen werden, wollen sie natürlich vorher wissen.

Die Gemeinden werden darüber vorher informiert, genauso wie die Leitstelle in Fürstenfeldbruck - "mit genauen Angaben, wo wir wann sind", erklärt Bleimaier. Warum am Dienstag trotzdem vier Feuerwehren alarmiert wurden - wer weiß das schon. Irgendjemand muss wohl die weiße Fahne hissen.

© SZ vom 28.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: