Mitten in Starnberg:Pakete im Dunkeln

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Es kann zu einem Suchspiel werden, wenn der Postbote die Päckchen gut versteckt - und nur kryptische Hinweise hinterlässt

Von Gerhard Wilhelm

Wer arbeiten muss, kann tagsüber keine Pakete daheim in Empfang nehmen. Dummerweise wird immer mehr online bestellt, und damit werden inzwischen auch immer mehr Pakete zugestellt. Laut dem Bundesverband Paket und Expresslogistik wurden 2014 knapp 2,8 Milliarden Sendungen verschickt, für 2019 erwartet man tewa 3,8 Milliarden. Und wie kommen die meisten Pakete an? Momentan noch durch einen klassischen Auslieferdienst. Bald wohl aber werden die Drohnen die Zustellung übernehmen.

Drohnen sind aber dumm. Was macht so eine Maschine, wenn keiner anwesend ist? Das Paket einfach abwerfen oder wieder mitnehmen? Als es noch weniger Sendungen waren, hat sie der Postbote wieder mitgenommen und man konnte schauen, dass man es in der Post zu den immer kürzer werdenden Öffnungszeiten abholte. Dann wurden Packstationen erfunden, wo man sein Paket rund um die Uhr abholen konnte (wenn der Automat nicht gerade mal wieder streikte). Inzwischen kann man sogar Wunschnachbarn angeben oder einen Ort, wo der Zusteller das Paket abgeben kann.

Dass man manchmal nur einen Zettel im Briefkasten hat, auf dem steht: "Paket ist beim Nachbarn X", ist okay. "Paket ist beim linken Nachbarn" ist schon weniger eindeutig. Links von der Straße aus oder vom Haus aus gesehen? Doch der letzte Auslieferer - nein, keiner der gelben Fraktion - machte es viel spannender. "Liebe(r) Frau/Herr 2paket" stand auf dem Zettel. "2paket" handschriftlich. Der wohnt schon mal nicht hier, aber egal, man hat zwei Pakete erwartet. Passt schon. "Wir konnten Ihre Sendung nicht zustellen." Kein Wunder, wer ist tagsüber schon daheim? Und dann wurde es kryptisch: "Die Sendung ist bei ihrem Nachbarn ..." Es folgt ein roter Pfeil nach rechts und eine Zeichnung von einem Haus mit Mittellinie. Welchen Nachbarn meint der Zusteller? Das Blatt kann man wenden, wie man will. Links, rechts, gegenüber? Beim nächsten Nachbarn - Fehlanzeige, dort sind sie nicht. Der zweite Nachbar ist nicht da. Gegenüber bekommt man dann einen Tipp: "So einen Zettel mit Zeichnung hatten wir auch schon mal im Briefkasten von dem Zustellerdienst. Erst nach einiger Zeit konnten wir die Zeichnung als Tonne identifizieren." Und tatsächlich, das Paket sei in der Papiertonne gewesen. Die aktuelle Zeichnung sah aber nicht wie eine Tonne aus. Eindeutig ein Haus. Nur welches? Nachbarn? Fehlanzeige. Garage? Fehlanzeige. Bleibt das kleine Gewächshaus. Und tatsächlich, im Dunkeln steht was: zwei kleine, einsame Päckchen.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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