Mitten in Starnberg:Frische Lektüre, ganz ohne Viren

Wer sich informieren will, sollte zum Arzt gehen

Von Claudia Koestler

Ein famoser Nachmittag auf dem Sofa, der Blick schweift in die Winterlandschaft vor dem Fenster. Der Griff zur guten Lektüre wäre jetzt genau richtig, um den Müßiggang noch zu perfektionieren. Es könnte also alles so schön sein. Wenn bei der Einkehr ins Innere nicht irgendwelche Bazillen schneller gewesen wären. Pieksen und Röcheln stören die Ruhe plötzlich empfindlich. Dagegen lässt sich nicht mehr anlesen, da hilft nur der Gang zum Arzt. Weg also mit dem Buch, rein in den Wintermantel und ab ins Wartezimmer, so wie zig andere auch. Dort wartet eine Überraschung auf den Patienten.

Wo früher die Lektüre gefühlt aus einem zerfledderten Readers Digest, einem abgegriffenen Comic-Heft, einer zerlesenen Jagdzeitschrift und ein paar wenigen, dafür aber identischen Ausgaben der "Apotheken Rundschau" bestand, scheint aufgerüstet worden zu sein. Keine Restbestände liegen da mehr herum, auch keine übrig gebliebene Supermarktwerbung. Statt dessen: aktuelle Tageszeitungen, Magazine und Spezialhefte, so druckfrisch, dass sich weder die Viren der vergangenen Saison darin eingenistet haben, noch sich beim Anblick spontaner Händewaschzwang einstellt.

Vielmehr kann man sich bei der Auswahl an interessanten Themen so festlesen, dass nicht nur Handy, Tablet und andere Ablenkungen in der Tasche bleiben, sondern ein paar Mitpatienten noch vorgewunken werden können. Vielleicht hilft ja die frische Leselust bei der Genesung. Und wenn nicht, hat man sich immerhin ein bisschen mehr an Wissen angeeignet. Und erneut diese Erkenntnis gewonnen: Früher war überhaupt nicht alles besser.

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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