Mitten in Seefeld:Werkstattauto auf großer Fahrt

Lesezeit: 1 min

Eine Seefelderin gibt ihren Wagen zur Reparatur in eine Münchner Werkstatt. Ihr GPS-Tracker meldet aber einen Diebstahl

Kolumne von Astrid Becker

Autodiebe aufgepasst: Schwere Zeiten brechen an. Schuld daran sind Digitalisierung, Satelliten im All und sogar das Finanzamt. Freilich ist es noch nicht so, dass die Steuerbehörde Autodieben an die Brieftasche will, etwa wegen geldwerten Vorteils oder ähnlichem. Nein. Aber es lässt sich von Steuerzahlern gern Fahrtenbücher vorlegen. Weil es aber vielen mühselig erscheint, jede noch so kleine Fahrt zur Post (wobei das mittlerweile meist eine längere Fahrt ist) sofort in so ein Heftchen zu notieren, greifen immer mehr zu GPS-Tracking-Systemen, die jede Bewegung des Autos aufzeichnen - unter anderem mit den Vorteilen, sich damit eine Alarmanlage zu sparen und jede Fahrt elektronisch speichern zu können. Diese Technik kommt zwar beim Finanzamt nicht gut an, weil es anhand handschriftlicher Aufzeichnungen erkennen will, ob der Autobesitzer falsche Angaben macht, aber sie funktioniert bestens - wie der Fall einer 60-jährigen Seefelderin zeigt.

Die Frau hatte ihr Auto am Freitag in einer Münchner Autowerkstatt abgegeben, um ihren Hagelschaden reparieren zu lassen. Samstagnacht meldete die App des GPS-Trackers plötzlich, dass sich das Auto der Frau nicht mehr in München befindet, sondern in Heidenheim. 140 Kilometer entfernt. Die Frau ging sofort zur Polizei, um Anzeige wegen Diebstahls zu erstatten. Wie sich dann aber herausstellte, war ihr Auto gar nicht gestohlen worden. Die Werkstatt hatte den Wagen selbst zur Reparatur nach Heidenheim gegeben, weil in München alle Lackierbetriebe ausgebucht sind. Die Frau hatte sie darüber aber nicht informiert.

Vermutlich wird die Werkstatt der Frau auch nicht mitteilen, wann ihr Auto abholbereit ist. Warum auch: Die App verrät ja, wenn es wieder in München ist. Unklar blieb allerdings, warum die Frau überhaupt einen GPS-Tracker besitzt. Wahrscheinlich war er bereits in ihrem relativ neuen Auto verbaut - einer Marke der Mittelklasse, die laut ADAC nicht gerade zu denjenigen gehört, die am häufigsten gestohlen werden. Aber egal: Moderne Technik ist halt in. Auch wenn das dem Finanzamt nicht gefällt - und auch keinen Autodieben.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: