Mitten in Inning:Muschelversteher und Elritzen

Dass ein Biotop auf Wanderschaft gehen kann, das verwundert selbst hartgesottene Naturschützer

Von Christian Deussing

Eines muss man den Inninger Lokalpolitikern lassen: Sie kümmern sich nicht nur um Bauanträge und Finanzen, sondern auch gewissenhaft um einen seltenen Schatz in der Natur - die Bachmuschel. Das Weichtier ist ebenso bedroht wie sein winziger Wirtsfisch, die Elritze. Die Gemeinderäte nehmen die Ratschläge der Naturexperten zum Schutz der Muschel "Unio Crassus" ernst und tun eigentlich alles für das Bachmuschel-Management am Inninger Bach und Katzenbach. Doch nun hat ein kurioser Vorschlag der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt selbst die Muschelversteher sehr erstaunt. Denn die Behörde will einen Pufferstreifen zwischen einem Acker und dem Inninger Bach schaffen.

Allerdings müsste dabei ein Biotop verlegt werden, das in eine Ackerfläche umzuwandeln wäre. Mit diesem Grundstückstausch könnte man ja mit dem betroffenen Landwirt ins Geschäft kommen. Der fast verlandete Biotop-Tümpel soll samt Bewuchs an den Katzenbach platziert werden. Dass so etwas offenbar möglich ist, hätten die Gemeinderäte bei all den strengen Vorschriften im Naturschutz nicht gedacht.

Doch das ist längst nicht alles: Die Experten denken auch darüber nach, eine Fischtreppe hinter dem Katzenbach-Rohr unter der B 471 zu bauen, damit die Elritze bachaufwärts Schutz vor Feinden findet. Die Treppe soll dem Wirtsfisch helfen, den "Wasserabsturz" von zirka einem Meter auf westlicher Seite zu überwinden. Nun gab es endgültig lange Gesichter im Ratsgremium. Und der Bürgermeister meinte etwas ratlos, dass es doch keineswegs sicher sei, ob Elritzen überhaupt durch das Rohr schwimmen.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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