Mitten in Gauting:Heroische Postler

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Den Angestellten der Filiale im Würmtal wird große Flexibilität abverlangt - sogar was die Öffnungszeiten betrifft.

Von Wolfgang Prochaska

Es gab einmal das böse Wort von der Servicewüste Deutschland. Damit sollte ausgedrückt werden, dass ein Kunde kaum darauf hoffen durfte, Hilfe oder Unterstützung von einem Verkäufer zu erhalten, sollte er sich doch in den Kopf gesetzt haben, etwas kaufen zu wollen - sei es eine Waschmaschine, einen Fön oder einen Fernseher. Lass mich bloß in Ruhe, lästiger Kunde!, konnte man stets den Verkäuferblick interpretieren. Diese Zeiten haben sich schon lange geändert. Selbst bei Beamten und im Öffentlichen Dienst.

Das beste Beispiel ist der Bürgerservice im Landratsamt, der sogar einen kostenlosen Espresso anbietet, um die kurze Wartezeit zu überbrücken. Diese Entwicklung hat inzwischen auch Gauting erreicht, oder genauer: das Gautinger Postamt. Dort wird viel von den Postangestellten gefordert. Wie sich inzwischen herumgesprochen hat, ist das Maß an Flexibilität, das verlangt wird, extrem hoch, ja geradezu anspruchsvoll. Denn bei der Poststelle handelt es nicht um ein einfaches Amt, sondern um ein Finanzcenter, indem auch Geldsachen aller Art behandelt werden. Dazu braucht es mindestens zwei Personen, auch aus Sicherheitsgründen. Leider, so berichtet die Post, sei es nicht immer möglich, die volle Belegschaft aufzutreiben, sodass es zur temporären Schließung der Filiale kommen müsse. Das heißt: Mal müssen die Mitarbeiter ran, sagen wir am Dienstag, mal bleibt alles dicht, weil der zweite Mann oder die zweite Frau fehlt.

Dass die Gautinger Post hin und wieder doch öffnet, beweist die hohe Flexibilität und den Mut der Angestellten, sich dieser täglichen Ungewissheit auszusetzen. Ein gewiss heroisches Unterfangen. Das alles wäre früher natürlich nicht möglich gewesen. In jener Zeit, als es noch einen Postminister und das dazugehörige Ministerium gab, hätte man die Sache einfach ausgesessen und auf bessere Zeiten gehofft. Gut, das macht man jetzt auch so, aber insgesamt anders.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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