Die Stimmung ist, wie soll man das sagen, angespannt, oder gar gereizt. 23 Menschen stehen im Schalterraum des Postamts und warten, die Schlange windet sich hinaus bis in den Vorraum. Die meisten haben Päckchen oder Pakete dabei, die sie auf dem Boden abgesellt haben und mit dem Fuß einen halben Meter weiter nach vorne schieben, wenn endlich mal wieder ein Schalter frei geworden ist. Zwei Schalter sind besetzt, zwei sind irgendwie verwaist. Die Postler sind die Ruhe selbst. Ja, sagt einer, das ist doch immer so ein Andrang vor Weihnachten. Und dass so wenige Schalter offen sind, was soll da man machen, weil auch bei der Post mal jemand krank sein kann.
Als ein Kunde gerade Ausweis und Benachrichtigungskarte über den Tresen schiebt, um ein Paket abzuholen, tritt ein anderer Postler hinzu, mit einem Zettel, den er etwas verschämt hinreicht und seinen Kollegen fragt, ob er den "jetzt schon oder erst morgen früh" an der Eingangstür aufhängen soll. Irgendwas von "betriebstechnischen Gründen" ist darauf zu lesen, und dass die Post am nächsten Tag erst um 10 Uhr öffnen wird statt wie gewohnt um halb Neun. Also gleich raushängen, heißt es, und die Kunden, die das mitbekommen haben, sind irgendwie froh, dass sie heute gekommen sind, und nicht morgen vor verschlossenen Türen stehen. Wie schon öfters passiert im Gautinger Postamt, wo es personalbedingt zu Schließungen kam.
Nun ja, auch die Postler sind offenbar vor Grippe nicht verschont. Doch wie sich dann in einem kleinen, fast privaten Gespräch, so privat, wie dies in einer großen Schalterhalle eben möglich ist, herausstellt, ist die spätere Öffnung noch ein Glücksfall für die Kunden. "Ich muss in der Früh zum Zahnarzt, und wenn ich wieder da bin, machen wir auf", sagt einer der Postler. Das ist wirklich kundenorientiert, wie man heute sagen würde. Und beileibe keine Selbstverständlichkeit. Da kann man nur ganz schnelle, gute Besserung wünschen.