Mitten in der S-Bahn:Für immer alt

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Warum man jetzt (Preis-)Vorteile als MVV-Nutzer hat, wenn man schon 60 Jahre alt ist

Von Claudia Wessel

Manchmal hat schnelleres Älterwerden auch Vorteile. Wer beispielsweise schon 60 Jahre alt ist, kann die Seniorenkarte des MVV erwerben. Die Isar-Card kostet elf Euro weniger im Monat, das gesparte Geld kann man beim Seniorentanz verprassen. Wer aber erst nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 die sechs Jahrzehnte voll macht, kann erst mit 65 in den Genuss der Seniorenkarte kommen. Denn der MVV erhöht mit der dann in Kraft tretenden Tarifreform die Altersgrenze. Vorerst aber wirbt er in seiner neuen Kampagne noch mit der Isar-Card 60 "für Fortgeschrittene". Als 60-Jähriger jetzt noch ein Abo zu erwerben, hat auch durchaus Vorteile. Denn wer bei der Änderung Ende 2019 die Isar Card 60 schon hat, darf sie weiterhin behalten, auf immer und ewig hoffentlich.

Privilegien für ältere Semester sind im Prinzip angenehm und durchaus lohnend. Die Bahncard 25 für die zweite Klasse der Deutschen Bahn etwa gibt es Ü-60 für 41 Euro statt 61 Euro, die Bahncard 50 für 127 Euro statt 249 Euro. Nett gemeinte Alterstarife haben aber auch ihre Tücken. Unvergessen das Trauma eines Bekannten am Schalter im Skigebiet genau im Jahr, als er seinen 50. Geburtstag feierte: Den Satz der Kassen-Frau "Sie möchten doch sicher die Seniorenkarte" hat er bis heute nicht verdaut. Viel schöner dagegen das Erlebnis jüngst in der S-Bahn. Ein Fahrkartenkontrolleur erscheint, Frau zeigt ihre Isar-Card 60 vor. Der Kontrolleur mustert Karte und Reisende ungläubig, wird ganz streng und sagt: "Das kann nicht sein, Sie benutzen die Fahrkarte Ihrer Mutter. Ihren Ausweis, bitte."

Zugegeben, dieses Szenario ist erfunden, aber die fortschreitende Jugend der Senioren ist sicher einer der Gründe für die Anhebung der Altersgrenze bei der "Seniorenkarte". Wo der MVV nun dabei ist, alles neu zu machen, sollte er auch einen passenderen Namen finden. Best-Ager-Karte vielleicht. Oder Junggebliebenen-Karte. Spaß-Karte. Chill-Karte. Junge Senioren mit Ideen, bitte melden.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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