Mitten in der Region:Von Männern und Radwegen

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Und wann auch auf der Straße geradelt werden darf.

Glosse von Ingrid Hügenell

Wann ist ein Mann ein Mann? fragt Herbert Grönemeyer in seinem Lied "Männer". "Männer brauchen viel Zärtlichkeit", erklärt der Bochumer Sänger. "Männer sind so verletzlich", "außen hart und innen ganz weich" und auch: "Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich". Wer wollte da schon widersprechen? Die Frage stellte Grönemeyer schon 1984 nicht zum ersten Mal, und sie steht natürlich immer im Raum. So wie Männer manchmal, und dann muss frau um sie herumlaufen. Aber das nur nebenbei.

Nicht so prominent im Raum steht die Frage: Wann ist ein Radweg ein Radweg? Die Antwort hat jeder Führerscheinbesitzer vermutlich in der Fahrschule gelernt oder hätte sie zumindest lernen sollen. Die Kenntnis ist dennoch bei den meisten tief verschüttet unter anderen wichtigen Informationen wie: "Wann setze ich den Blinker?" oder: "Wann habe ich Vorfahrt und was mache ich, wenn ich wider Erwarten doch nicht Vorfahrt habe?"

Ein freundlicher Leser hat die Fürstenfeldbrucker SZ deshalb nun auf einen Fehler aufmerksam machen können. In einer Polizeimeldung stand, eine Radfahrerin sei nicht auf einem Radweg gefahren, sondern auf der Straße. Der Weg, auf dem die Frau nicht fuhr, war jedoch, wie sich aus dem weiteren Text ergab und der Leser richtig einwendete, ein Gehweg mit "Freigabe für Radverkehr". Auf dem hätte sie fahren dürfen, aber nicht müssen. Und das auch nur in Schrittgeschwindigkeit. Einen Radweg, der als solcher gekennzeichnet ist, muss eine Radlerin benutzen, und ein Radler auch. Fußgänger müssen einen Gehweg nutzen, wenn einer da ist, und das gilt ebenso für radelnde Kinder bis zum Alter von acht Jahren.

Was nicht erlaubt ist: Autofahrer oder Autofahrerinnen dürfen niemanden bedrohen, der auf der Straße radelt, egal ob er oder sie das nun gerade darf. Das aber war der Radlerin passiert, obwohl sie völlig zurecht auf der Straße fuhr, weil ja gar kein Radweg vorhanden war, und das zeigte sie an, was zu der Polizeimeldung führte. Fest steht jedenfalls: Ein Mann wird nicht dadurch ein Mann, dass er Radlerinnen bedroht. Männer, die das glauben, sind auf dieser Welt womöglich doch ersetzlich.

© SZ vom 09.06.2023 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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