Mein Tag:Zeit für Lyrik

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Deutschlehrerin Stefanie Loos. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Gilchinger Gymnasium veranstaltet Autorenlesungen

interview Von Max Hempel, Gilching

Jedes Jahr veranstaltet das Christoph Probst Gymnasium eine Autorenlesung, die sich mit den Unterrichtsthemen verschiedener Klassenstufen auseinandersetzt. In der Vergangenheit kamen schon Autoren wie Karin Fellner, Gisela Müller und Ralf Blaha an die Schule und lasen aus ihren Werken vor. Dieses Jahr geht es um zeitgenössische und experimentelle Lyrik in den zehnten Klassen. Mit der letztjährigen Gewinnerin des Bachmannpreises, der 36-jährigen Nora Gomringer, die am Donnerstag einige ihrer Gedichte vor den Schülern vorträgt, ist eine der prominentesten Deutschen Lyrikerinnen zu Gast. Die verantwortliche Deutschlehrerin Stefanie Loos, erklärt im Interview, wie wichtig es ist Schülern Sprache und Literatur näher zu bringen.

SZ: Wie kam der Kontakt zu Nora Gomringer zustande?

Loos: Ganz initiativ per Mail im vergangenen Sommer. Seither haben wir Kontakt zu ihrer Assistentin. Aber ich habe Nora Gomringer's Kunst bereits während meines Studiums in Bamberg kennengelernt, als ich Poetry Slams von ihr besucht habe. Mit Nora Gomringer, die in den letzten Jahren zu der Nachwuchslyrikerin schlechthin avanciert ist, wollen wir die Schüler für die gesamte Gattung Lyrik begeistern und freuen uns, dass wir sie gewinnen konnten. Was uns besonders an ihr fasziniert, ist ihre Modernität, ihre Frische und wie sie mit Sprache experimentiert.

Nora Gomringer ist durch Slam Poetry bekannt geworden - ist diese junge literarische Gattung Thema im Unterricht?

Slam Poetry ist 2016 auf jeden Fall in Deutschen Klassenzimmern angekommen. Neben den klassischen "Jugend debattiert"-Veranstaltungen können Schüler auch auf Poetry Slams gehen und selbst experimentelle lyrische Texte schreiben, was auch zum Unterricht gehört. Es geht also nicht mehr nur um Schiller und Goethe, sondern auch um Dichterinnen wie Nora Gomringer.

Wie wichtig ist Literatur und Sprache in einer Gesellschaft, in der sich vieles nur noch um Kosten-Nutzen-Analysen dreht?

Wir sind bei uns der Auffassung, dass Literatur immer noch einen sehr hohen Stellenwert hat und haben sollte. Die Auseinandersetzung mit ihr trägt zur Persönlichkeitsbildung bei und stellt eine ästhetische Erziehung dar.

Sozusagen im Sinne von Schiller? Die ästhetische Erziehung des Menschen?

Wenn Sie so wollen. Mit der Lesung wollen wir, entgegen aller Tendenzen einer durchrationalisierten Gesellschaft, die Fantasie der Schüler anregen und sie für Lesen und Literatur begeistern. Das kann unserer Meinung nach dann passieren , wenn Schüler mit Autoren und ihrem Werk hautnah in Berührung kommen. Der intensive Zugang zu Sprache und Literatur dient auch der Identitätsfindung.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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