Mein Tag:"Wir sind alle Wanderer"

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Hermann Caesperlein war 15 Jahre lang Geschäftsführer des Arbeitskreises Ausländerkinder. Er engagiert sich für Projekte in Afrika. (Foto: Georgine Treybal)

Einsatz für Ausländerkinder: Hermann Caesperlein geehrt

Von Blanche Mamer, Gauting

"Ich bin aus Augsburg und habe weit in die Vergangenheit meiner Familie geforscht. Wir hatten in jeder Generation mindestens einen Zuwanderer", sagt Hermann Caesperlein, 15 Jahre lang Geschäftsführer des Arbeitskreises Ausländerkinder (AkAk) in Gauting. Möglicherweise eine der Motivationen für sein langjähriges Engagement für ausländische Kinder und für Projekte in Afrika. Im März hat der 80-Jährige ( ) sein Amt beim AkAk aufgegeben, seine Nachfolgerin wurde die pensionierte Kinderärztin und langjährige SPD-Gemeinderätin Christel Freund.

Am Donnerstag hat der Ausländerbeirat des Landkreises Starnberg Caesperlein offiziell verabschiedet und geehrt. In seiner Würdigung sagt der Gautinger Vizebürgermeister Jürgen Sklarek, es sei Caesperlein zu verdanken, dass die Arbeit des Vereins weitergegangen sei, als die bayerische Staatsregierung 2003 die Zuschüsse für soziale Projekte rigoros gekürzt hatte. "Auf Ihr Betreiben hin konnte die hauptamtliche Sozialpädagogin weiter arbeiten", lobt Sklarek. Für sein unermüdliches Engagement ist Caesperlein für das Wirken des Arbeitskreises im Jahr 2010 sogar mit dem Integrationspreis der bayerischen Staatsregierung geehrt worden. Der Verein war 1983 gegründet worden, doch bereits 1972 hatte die Beschäftigung mit der Thematik der Integration von Ausländern in Gauting begonnen. Zuerst waren es Spielnachmittage, die von Jugendlichen geleitet wurden, doch schnell wurde klar, dass der Bedarf viel größer war. Derzeit beschäftigt der Arbeitskreis zwei hauptamtliche Sozialpädagoginnen und 45 sehr engagierte Ehrenamtliche und betreut rund 90 Kinder mit Migrationshintergrund.

Caesperlein, der Ingenieur bei der Deutschen Bahn war, fährt nicht nur gerne mit dem Zug, er ist auch ein eifriger Radfahrer, der viele Einkäufe in Gauting per Rad erledigt, was dem Vizebürgermeister eine besondere Würdigung wert ist. Da Caesperlein eigentlich gar nicht gern im Vordergrund steht, reagiert er leicht verlegen auf die Lobreden. Seine Familiengeschichte verbindet der rührige alte Herr mit der Historie der Stadt Augsburg, wo keltische Bauern, römische Soldaten, jüdische Metallhandwerker, italienische Ziegelbauer, französische Kirchenmaler, Hunnen, Awaren, Ungarn, Schweden, Franzosen, Franken und Alemannen zuwanderten. Sie wurden alle aufgenommen und haben die Stadt wachsen lassen. "Es muss uns klar sein, dass die Wanderungen nicht aufhören. Wir sind alle Wanderer."

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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