Mein Tag:Mit Kranl und Riegelhaube

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Gewandmeisterin Marion Fröhlich. (Foto: Arlet Ulfers)

Gewandmeisterin Marion Fröhlich stattet Hochzeitsgesellschaft aus

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Um die Tutzinger Fischerhochzeit am ersten Juli-Wochenende zu einem glanzvollen Ereignis zu machen, engagieren sich in den nächsten Wochen viele Bürger - ohne die Stunden zu zählen. Eine wichtige Rolle hinter den Kulissen spielt Marion Fröhlich . Die 48-Jährige ist als Gewandmeisterin die Herrin der Kostüme. Wer offiziell bei dem Historienspiel mitmacht, muss unter ihren gestrengen Blicken bestehen.

Die Hauptdarsteller Theresa Feldhütter und Benedikt Greif als junges Fischer-Brautpaar sind dabei ihre geringste Sorge. "Die beiden lassen sich von einer Trachtenschneiderin bei Weilheim komplett neu einkleiden", verrät sie. Von den Miederhaken bis zu Unterröcken und Schmuck steht Fröhlich den beiden beratend zur Seite. Acht Paare der Hochzeitsgesellschaft kommen ebenfalls in traditioneller Fischertracht - die meisten sind Mitglieder der Tutzinger Gilde. Sechs Jahre war Fröhlich dort Trachtenwartin. Sie weiß, was die "Kranzler", die Freunde des Braupaars tragen - vom "Pfoat", dem weißen Hemd, über Joppe und Hut für die Burschen bis zum "Kranl", dem selbstgemachten Krönchen aus Golddraht der Mädchen.

Aufwendig wird es bei den passenden Kostümen für die Entourage des Grafen, der im Tutzinger Schloss Hof hält und zu der auch Tanzpaare aus der Schülerschaft der Realschule gehören. Die Gewänder sollen dem Ende der Napoleonischen Kriege um 1815 entsprechen. Da gibt der Fundus unter dem Dach des Tutzinger Rathauses schon einige Biedermeier-Garderoben aus Samt und Seide her, Strohhüte, die sich mit Bändern zu Riegelhauben drapieren lassen, pastellfarbene Schuhe und rot-blaue Uniformen samt Waffengurten. "Hohe Taille, eher züchtiges Dekolleté, Borten und Blumendessins", umreißt Fröhlich die damalige Mode. Weil der Fundus nicht für alle reicht, arbeitet sie mit dem Kostümverleih Breuer in München zusammen. Für 100 Euro aufwärts kann man sich dort passend einkleiden. Damit keiner in einem Fantasiekostüm aufkreuzt oder mit einer modernen Uhr am Handgelenk, setzt die Gewandmeisterin für alle Mitwirkenden einen Sichtungstermin an. Und am Festwochenende steht sie im Hintergrund parat mit einem "Notköfferchen" samt Nadel und Faden.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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