Mein Tag:Klassensprecherin im Dekanat

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Foto: Franz Xaver Fuchs (Foto: N/A)

Pfarrerin Ulrike Wilhelm setzt sich als "Seniorin" für Kollegen ein

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ulrike Wilhelm ist vom Weilheimer Pfarrkapitel zur Vertrauenspfarrerin gewählt worden. Die Pfarrerin der evangelischen Christuskirche in Tutzing vertritt in dieser Position die Interessen von 45 Kollegen und Kolleginnen des Dekanats, ist Ansprechpartnerin von Dekan Axel Piper und schaltet sich bei Konflikten ein. Das Amt als Seniorpfarrerin, wie es offiziell heißt, teilt sich die 56-Jährige mit Pfarrer Peter Sachi aus Oberammergau und zwei Stellvertretern. Das Evangelisch-Lutherische Dekanat Weilheim gehört zu den Großen in Bayern: Es reicht von Kaufering bis Mittenwald und von Landsberg am Lech bis Penzberg und beherbergt 53000 Evangelische in 17 Kirchengemeinden. Neben 45 Pfarrern sind 25 Religionspädagogen und zehn Diakone tätig.

Auch wenn Wilhelm die Wahl als "keine weltbewegende Sache" bezeichnet - sie war schon stellvertretende Seniorin -, freut sie doch das Vertrauen ihrer Kollegen. Zumal sie bei der Wahl gar nicht persönlich da war, sondern bei der bayerischen Landessynode, deren Mitglied sie seit 2008 ist. "Wenn man dann trotzdem gewählt wird, heißt das wohl, dass man tatsächlich gewollt wird", so ihre Einschätzung. Ihr neues Ehrenamt bezeichnet sie als eine Art "Klassensprecherin der Pfarrerschaft". Bei Konflikten kann das bis hin zu Gesprächen mit Kirchenvorständen gehen. Auch ins Beurteilungswesen ist sie eingebunden. "Wir Pfarrer werden ja etwa alle zehn Jahre beurteilt. Da kommt dann ein Gremium in Unterricht und Gottesdienst", sagt Wilhelm. Vor allem aber gehe es um gemeinsames Hinschauen auf Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Dem Beurteilungsgremium gehört nach dem Vier-Augen-Prinzip neben dem Dekan oder seiner Stellvertretung immer ein Senior an. Zudem sind die Vertrauenspfarrer für Pfarrkonferenzen und Pfarrkonvente zuständig, also gemeinsame Studienaufenthalte und Reisen.

Wenn neue Pfarrer in einer Gemeinde eingeführt oder alte verabschiedet werden, ist ebenfalls ein Senior dabei. Weil die Tutzinger Pfarrerin durch dieses Amt noch mehr überregionale Tätigkeiten übernimmt, hält sie ab diesem Herbst keinen Religionsunterricht in Schulen mehr. Ein Aspekt, dem sie zusammen mit ihrem Mann Karl Wilhelm, einem pensionierten Lehrer, Positives abgewinnt: "Das eröffnet mir hinsichtlich unserer Urlaubsplanung ganz neue Möglichkeiten unabhängig von den Schulferien."

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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