Mein Tag:Flüchtlingshelfer in Person

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Iradj Teymurian wird mit der Berger Bürgermedaille geehrt

Von Sabine Bader, Aufkirchen

Damit hatte er nicht gerechnet: Iradj Teymurian war am Donnerstagabend hauptsächlich darum zur Bürgerversammlung in den "Gasthof Zur Post" nach Aufkirchen gekommen, weil ihn Bergs Bürgermeister Rupert Monn darum gebeten hatte, wegen möglicher Fragen ist Sachen Flüchtlinge aus dem Publikum. Denn Teymurian (Foto: Nila Thiel) managt den Berger Helferkreis. Er ist praktisch der personifizierte Helferkreis, der Mann der ersten Stunde. Jetzt aber saß Teymurian geduldig im Gasthaussaal, lauschte dem Rechenschaftsbericht des Rathauschefs und wartete auf mögliche Fragen der Zuhörer.

Und er hörte Monn auch noch ruhig zu, als dieser über Mikro verkünden: "Zum ersten Mal in einer Bürgerversammlung werde ich eine Ehrung vornehmen und einen großen Dank für ein außergewöhnliches Engagement aussprechen." Da fiel der Groschen bei Teymurian jedenfalls noch nicht wirklich. Erst als Monn erklärte: "Wir verleihen heute die Bürgermedaille der Gemeinde Berg in Silber für besondere Verdienste um die Betreuung und die Integration der Flüchtlinge in unserer Gemeinde und darüber hinaus an Herrn Iradj Teymurian." Teymurians erste Reaktion am Tisch: "Oh Gott!" Dann Strahlen übers ganze Gesicht.

Vor 52 Jahren war Teymurian selbst aus dem Iran nach Deutschland gekommen, um hier zu studieren. Er studierte in Achen und blieb. Er heiratete, hat mit seiner Frau zwei Kinder, die beide bereits verheiratet sind und zwei Enkel. Heute lebt der 70-Jährige im seniorengerechten Wohnen in Berg. Quasi in direkter Sichtweite zur Zeltstadt für Asylbewerber. Der eigene Migrationshintergrund mit all den positiven und negativen Erfahrungen, die er selbst gemacht hat, hilft ihm jetzt bei seiner Arbeit mit den Flüchtlingen. Zum einen versteht er die Probleme der Asylbewerber besser. Er weiß ihre Mentalität einzuordnen und spricht teilweise ihre Sprache. Das ist ein unschätzbarer Vorteil. Zum anderen tritt Teymurian schon mal härter auf, wenn er findet, dass in den Zelten, in denen mehr als 120 Flüchtlinge leben, etwas schief läuft. Er kann es sich leisten, die "Gäste", wie die Berger die Flüchtlinge nennen, auch mal deutlich in die Schranken zu weisen.

"Herr Teymurian, ich darf guten Gewissens behaupten, es ist mit Ihr Verdienst, dass wir in Berg einen der bestorganisierten Helferkreise haben, dass wir wenig Probleme in den Unterkünften haben und bisher keine nennenswerten Vorfälle mit Asylbewerbern im Gemeindegebiet hatten", sagte Monn denn auch in seiner Laudatio. Teymurian sei rein ehrenamtlich zum Teil mehr im Einsatz, als so mancher vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer. Das steht fest. Doch das ist Teymurian an diesem Donnerstagabend sichtlich egal, als er die Bürgermedaille in Empfang nimmt. Er strahlt.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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