Mein Tag:Der Hochzeitslader von Gut Deixlfurt

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Christian von Jordan reitet bereits seit seiner Kindheit. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit Bläser und Ladstecken reitet Christian von Jordan durch Tutzing

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Bayrisch kommt ihm eher nicht so geschmeidig von den Lippen. Mütterlicherseits stammt Christian von Jordan zwar vom Gut Deixlfurt, väterlicherseits jedoch aus Schlesien. Aber der Hochzeitslader der Tutzinger Fischerhochzeit übt beflissen ihm aufgetragene Sinnsprüche wie "A lachade Braut gibt a woanads Weib". Hinter dem Gutshaus bittet er unter einer Eiche zum Gespräch auf eine Steinbank, direkt am idyllischen Ufer des Deixlfurter Weihers. Die Sommermonate verbringt der pensionierte Manager gerne auf dem großzügigen Familienstammsitz, der längst zu weiten Teilen in einen Golfplatz umgewandelt wurde. Im Winter lebt der 73-Jährige überwiegend in Spanien. Weil nach dem SZ-Termin gleich sein Kostüm im Rathaus begutachtet wird, hat Jordan trotz der Wärme sein fesches Hochzeitsladerg'wand samt schwerem Mantel, bestickter Weste und flachem Hut angelegt. Nur das traditionelle Kennzeichen der Hochzeitslader fehlt noch: der mit Blumen und Bändern geschmückte "Ladstecken". Damit konnte sich der Hochzeitslader bei seinen "Ladgängen" die Hunde fernhalten und Hindernisse wie Gräben leichter überwinden.

Eine wichtige Voraussetzung bringt der Tutzinger für seine Ehrenaufgabe mit: Er kann seit Kindesbeinen reiten. Erst kürzlich durchquerte er mit Freunden eine Woche lang zu Pferd die Wahabi-Wüste im Oman. Zwar gibt es auf dem Gut keine Pferde mehr. Allerdings wird ein Kaltblüter für ihn aus Iffeldorf organisiert. Auf ihm wird der Hochzeitslader am Wochenende vor dem alten Historienspiel, das am 1./2. Juli über die Bühne geht, durch die Ortsteile Diemendorf, Monatshausen, Traubing und Deixlfurt reiten. Unter der Woche beehrt er in Tutzing Schulen und Kindergärten. Die Buben und Mädchen sollen die alten Hochzeitsbräuche kennenlernen. Ihnen tut er, begleitet von einem Bläser der Traubinger Bläsergruppe, kund, dass "der ehr- und tugendsame Jüngling Michael Gröber" mit der Veronika Bierbichler "in ein eheliches Verhältnis eintreten will". Am Festtag selbst obliegt es dem Hochzeitslader, als eine Art Conférencier die Braut am Dampfersteg zu begrüßen und ihr Mut zu machen: "Kommst ja ins rechte Haus zu rechte Leit'." Dann reitet er dem Hochzeitszug voraus.

"Gott sei Dank muss ich keine Gstanzl singen", zeigt sich Jordan erleichtert. Regisseur Michi Fleddermann hat ihm mit dem Bayerischen ein bisschen auf die Sprünge geholfen - "vokalistisch betonen soll ich". Die ehrenvolle Aufgabe hat er ansonsten gern übernommen. "Ich bin hier in die Volksschule gegangen und hatte eine schöne Zeit. Davon möchte ich gern was zurückgeben", begründet er sein ehrenamtliches Engagement in diesen Wochen. Zum ersten mal sei Deixlfurt in die Fischerhochzeit eingebunden, die nach sechs Jahren aus Anlass der 1275-Jahrfeier Tutzings stattfindet. Auch Christian von Jordans Nichte Verena von Jordan-Marstrander spielt mit. Die Hausherrin von Gut Deixlfurt mimt die Dame des Grafen Vieregg, auf bayrisch sein Gspusi.

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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