MEIN TAG:Der Bandleader nimmt Abschied

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Rupert Wierer war 37 Jahre an der Schule. (Foto: Arlet Ulfers)

Lehrer Rupert Wierer verlässt das Gautinger Gymnasium

Von Blanche Mamer, Gauting

Die ersten Jahre am Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting waren nicht leicht für Rupert Wierer. Er vermisste Niederbayern, seinen Dialekt und den Freundeskreis in Regensburg, wo er Germanistik und katholische Religion studiert hatte. Im Februar 1980, gleich nach dem Referendariat, hatte es den Lehrer ins Würmtal verschlagen; er sah das damals als Durchgangsstation. Doch er blieb. Bis jetzt, nach 37 Jahren verabschiedet er sich von der Gautinger Schule, die er mit geprägt hat.

So hat Wierer die Bigband am Gymnasium gegründet und betreut, durch sie hat er unzähligen Schülern Rhythmus und Zusammenspiel beigebracht und mittlerweile über die Gemeinde hinaus bekannte Musiker wie Max von Mosch, Frank Wuppinger oder Uli Wangenheim an den Jazz herangeführt. Es begann im Schuljahr 1983/1984. "Eine Schülergruppe suchte eine Aufsicht. Sie spielten Instrumente, tanzten, sangen, machten Slapstick und wollten eine Show machen. Da habe ich meine Gitarre herausgeholt und mit ihnen Musik gemacht. Ihre Künste passten gut zum Swing der Fünfzigerjahre. Es kamen dann noch Bläser dazu und so entstand die erste Swing-Band. Daraus wurde die Bigband", erzählt Wierer. Ans Weggehen dachte der Leader nun schon nicht mehr. Gelernt hatte er das nicht, "learning by doing, sagt man heute", erklärt er schmunzelnd.

Die Bigband wurde immer erfolgreicher, die Mitarbeit in Revuen und Musicals machte Spaß und zeigte, was Jugendliche können. Sie probten freiwillig, vor Auftritten sogar täglich. Immer wieder rückten auch jüngere Schüler in das Ensemble nach, wenn die Großen Abitur machten. So bildete sich immer wieder ein ganzer Satz Trompeten oder Saxofone. Über die Jahre hat Wierer sein Gitarrenspiel etwas vernachlässigt, das will er jetzt wieder gut machen. "Glenn Miller sagte, wenn man vorne steht, verlernt man sein eigenes Instrument. Genau so ist es bei mir."

Nun hat er Zeit. Er habe zwar eine Menge Angebote, Bands zu leiten und weiter aktiv zu sein, doch daraus wird zunächst nichts. "Ich höre auf. Punkt. Erst mal will ich runterkommen, nichts tun", hat er sich vorgenommen. Die Schule werde ihm fehlen, es werde sicher nicht so einfach, nach 40 Jahren, nicht mehr zu unterrichten. Seine Frau, die ebenfalls Lehrerin ist, geht ebenfalls in den Ruhestand. Im August werden sie aber noch nicht verreisen. Das einzige feste Vorhaben ist, im Oktober gemeinsam zur Buchmesse nach Frankfurt zu fahren und sich Zeit zu nehmen.

Seine Passion galt nicht nur der Bigband, er war auch ein Lehrer, der als Kollegstufenbetreuer und dann als Oberstufenkoordinator sich um manchen nachlässigen Schüler gekümmert hat, so dass es schließlich doch noch für eine akzeptable Abiturnote reichte. In den 2000er Jahren habe sich die Schule stark verändert, nicht nur durch das G 8, das Wierer für einen Fehler hält. "Das G 9 ist ein Geschenk. Die jungen Leuten bekommen mehr Zeit für Musik und Sport, für Jugendgruppen, auch für Freundschaften und Erlebnisse, die beim Erwachsenwerden helfen."

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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