Maising:Mehr Schutz für die Landschaft

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Seltene Tierarten lassen sich am Maisinger See beobachten, wie Burkhard Quinger den Teilnehmern des "Runden Tisches" demonstrierte. (Foto: Nila Thiel)

Das Gebiet rund um den Maisinger See ist Heimat seltener Tiere und Pflanzen. Bei einem Gespräch werden die Zielkonflikte zwischen wirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz deutlich

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Maising

Auf einem Grundstück des Maisinger Landwirts Josef Kaspar gibt es einen Tümpel, in dem die seltenen Kamm-Molche leben. Nun schlagen die Naturschützer vor, zusätzlich noch einen Pufferstreifen um den Tümpel herum anzulegen. Darauf will sich Kaspar nicht einlassen. Er findet, er habe bereits genug getan; denn er pflegt das geschützte Biotop, das im FFH-Gebiet liegt, seit nunmehr 30 Jahren. Thomas Müller vom Bauernverband Weilheim bringt die Problematik auf den Punkt: "Wenn der Naturschutz zu massiv wird, ist das kontraproduktiv, vor allem, wenn die Behörden Zwangsmaßnahmen ergreifen."

Für die FFH-Gebiete am Maisinger See und am Standortübungsplatz der Maxhofkaserne wird gerade ein Managementplan erstellt, mit dem Ziel die Kulturlandschaft zu schützen. Auf Grundlage der FFH- sowie der Vogelschutz-Richtlinien wurde in den vergangenen Jahren eine Bestandsaufnahme erstellt und ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Vertreter der zuständigen Behörden, Grundeigentümer, Natur- und Vogelschützer kamen jetzt zusammen, um Eckdaten festzulegen. Wie der federführende Organisator Markus Heinrich vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erklärte, diente die Veranstaltung auch dazu, auf eventuelle Fehler hinzuweisen und sie zu berichtigen. Bevor der Managementplan gültig wird, werden die Planungen nach der Sommerpause noch öffentlich ausgelegt.

"Das war jetzt die letzte Chance, um noch etwas einzubringen", stellte Günter Schorn, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, fest. Allerdings hat der Managementplan lediglich Hinweischarakter. Zwingen wollen die Behörden die Grundeigentümer nicht, sie setzen stattdessen auf Zusammenarbeit. Bei der Nutzung darf sich allerdings nichts verschlechtern. Vorgeschlagen wird beispielsweise, dass die wertvollen Wiesen am Moränenzug im Bereich der "Berg-und-Tal-Bahn" und dem sogenannten Wilden Kaiser lediglich ein Mal im Jahr gemäht werden. Denn dort herrscht eine große pflanzliche Artenvielfalt, wie etwa Orchideen oder Blumen, die normalerweise nur in den Alpen vorkommen. Für die Bundeswehr als Grundeigentümer hat die militärische Nutzung jedoch oberste Priorität, der Naturschutz steht für sie nur an zweiter Stelle. Im Maßnahmenkatalog wird aber ohnehin kein Interessenskonflikt zwischen Naturschutz und Truppenübungsplatz festgestellt..

In der Maisinger Schlucht gibt es Nagelfluh-Felsen, an denen seltene Farne wachsen, oberhalb der Schlucht steht der Waldmeister-Buchenwald. Gerade beim Thema Wald sei das Spannungsfeld zwischen sachgemäßer Forstwirtschaft und dem Schutz der Fläche sehr groß, stellten einige Teilnehmer fest. Deshalb sollen finanzielle Anreize die Eigentümer dazu bewegen, nicht jeden Baum wirtschaftlich zu verwerten.

Der Starnberger Naturschützer Hans-Jochen Iwan hatte Verbesserungsvorschläge. Mitten im Söckinger FFH-Gebiet gibt es einen weißen Fleck. Es ist der Acker eines Landwirts, der nach Ansicht Iwans unbedingt in das FFH-Gebiet aufgenommen werden müsste. Das sei nur möglich, wenn dem Bauern das Ackerland abgekauft wird. Auch am Maisinger See gibt es nicht nur heile Welt. Laut der Bestandsaufnahme ist das Wasser dort zu nährstoffhaltig. "Man kann das nicht nur auf die Landwirte schieben", stellte Ulrich Müller von der Höheren Naturschutzbehörde fest. Es liege auch daran, dass das Umverteilungswerk, an dem das Wasser in den See einfließt, dringend saniert werden müsste.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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