Ausgerechnet in diesem heißen Sommer drohte im "Seehof", dem beliebten Ausflugslokal am Maisinger See, die Limonade auszugehen. Doch dies war weder schlechter Bevorratung noch dem heißen Wetter geschuldet, sondern vielmehr einer Insolvenz. Und zwar der des Breitbrunner Saftproduzenten Perger. "Wir hatten zwar alle verfügbaren Vorräte, mehr als 10 000 Flaschen, aufgekauft", sagt Wirt Michael Smolka, "aber auch die gehen irgendwann zu Ende." Sehenden Auges wollten Smolka und sein Kompagnon Rupert Wachter nicht ausgerechnet im Sommer auf dem Trockenen sitzen. "Also sind wir schon im Frühjahr aktiv geworden. Und nachdem wir auf dem Markt nichts Vergleichbares gefunden hatten, dachten wir: Dann machen wir die Limonade eben selbst."
Wobei die beiden Maisinger allerdings auf das Knowhow und vor allem die bewährten Rezepturen des Breitbrunners Johannes von Perger zugreifen konnten. "Wir haben die Limonaden dann allerdings nach unserem Geschmack noch verfeinert", sagt Smolka. Das sei echte Handarbeit gewesen. "Zitronensaft haben wir aus der Flasche in die großen Saftbehälter dazu gegossen, weil wir ohne Zucker auskommen wollen, haben immer wieder abgeschmeckt. Gesüßt wird bei uns nur mit Traubensaft." Dann fuhr Smolka die Tanks zu einem kleinen Spezialbetrieb in der Oberpfalz, wo die Limonade in 0,3-Liter-Flaschen, wie sie von Bionade und anderen trendigen Getränken her bekannt sind, abgefüllt wurde. "Natürlich Ammersee", eine Art Nachfolgebetrieb des insolventen Saftproduzenten Perger, hat laut Smolka nur 0,5-Liter-Flaschen im Sortiment, die "vor allem für Kinder zu groß sind". Mitte Juli war das Maisinger Kracherl fertig für den Verkauf. 15 000 Flaschen in den drei Geschmacksrichtungen Orange, Zitrone und Hollerblüte haben die Wirte nun in der Kühlung.
Und da Limonade nicht gleich Limonade ist, nannten Smolka und sein Schwager Wachter ihre Kreation nun "Kracherl", ein in Bayern durchaus geläufiger Ausdruck. "Die Kracherl werden von unseren Gästen sehr gut angenommen", sagt Smolka. Eine Flasche kostet im Seehof 2,90 Euro, in der Metzgerei Lutz in Pöcking und im Ammersee Hofladen in Breitbrunn, wo sie noch zu haben ist, etwas mehr als einen Euro. "Einen großen Vertrieb haben wir bis jetzt nicht aufgebaut. Aber wir wollen eine regionale Marke bleiben", sagt Smolka, der fürs Kaufmännische zuständig ist, während Wachter sich in der Küche um Schweinsbraten und Co. kümmert.
Allerdings eines hat Smolka nach eigenem Bekunden in der Vorbereitungsphase nicht ausreichend beachtet: Die Kracherl werden zwar aus biologisch angebauten Zutaten hergestellt, aber die Bio-Zertifizierung haben sie nicht - "noch nicht", wie er sagt. Denn im nächsten Sommer soll, wenn alles nach Plan läuft, die zweite Charge mit neuen Geschmacksrichtungen und biozertifiziert, kommen. "Ideen hätten wir schon", sagt Smolka. Mit Bio-Siegel könnten die Kracherl auch in den regionalen Bio-Märkten und Naturkostläden angeboten werden.
Woher kommt eigentlich die Bezeichnung "Kracherl"? "Aus den Anfangszeiten der Limonadenproduktion, als es noch keine Bügelverschlüsse oder gar Kronkorken gab", erklärt Smolka. Damals seien Flaschen verwendet worden, in denen sich eine Glaskugel in Größer einer Murmel befand. Durch den Überdruck der Kohlensäure wurde die Kugeln von innen gegen den Flaschenhals gedrückt und verschloss so die Flasche. Wenn man einen Schluck nehmen wollte, musste die Kugeln nach innen gedrückt werden, wobei mit einem zischenden "Krachen" die überschüssige Kohlensäure entwich.