Maising:Auf Holzstegen durchs Biotop

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Auf einem neuen Steg gelangen Radler und Fußgänger über den Bach. (Foto: Georgine Treybal)

Nach jahrelangem und erbittertem Streit können Spaziergänger nun den Kirchenweg in Maising wieder benutzen. Etwa 52 000 Euro hat die Gemeinde Pöcking investiert

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Maising

Nach acht Jahren findet der Streit um den Maisinger Kirchenweg doch noch ein gutes Ende. Die Gemeinde Pöcking hat eine Brücke gebaut und Holzstege angebracht, um das Biotop am Weg zu schützen. Nun sind sogar die Vertreter der Initiative "Ja zum Kirchenweg" zufrieden. Jahrelang haben sie für den Erhalt der fußläufigen Verbindung gekämpft, Schreiben verfasst und Unterschriften gesammelt für "die kürzeste, schönste und völlig verkehrsfreie Wegeverbindung". "Wir sind froh, dass der Streit zu Ende ist", sagt Christoph Plathner, einer der Initiatoren. Für den pensionierten Verwaltungsrichter und ehemaligen Gemeinderat ging es nicht nur um den Erhalt einer alten Verbindung. "Es war ein politisches Lehrstück, wie man als Bürger dem Recht zum Durchbruch verhelfen kann", sagt er.

Der Streit entzündete sich, als eine Bachbrücke gesperrt wurde. Wem die Brücke gehörte, war unklar, nicht einmal das Gericht konnte das klären. Tatsache war nur, dass die Brücke auf Privatgrund stand. Was als Grundstücksstreit zwischen Nachbarn begonnen hatte, wurde zu einer Zerreißprobe für die gesamte Gemeinde. Es kam zu einem Bürgerbegehren, bei dem sich 65 Prozent der Wähler für den Erhalt des Weges aussprachen. Doch damit war die Angelegenheit immer noch nicht ausgestanden, denn die Grundeigentümer zerstörten die Brücke und verhinderten damit die Umsetzung. Als Kompromiss wurde der Neubau einer Brücke auf Gemeindegrund in rund 30 Meter Entfernung vorgesehen. Dann wurde dort auch noch eine seltene Farn-Art gefunden wurde, später tauchten auch noch der streng schützte Biber sowie eine Sumpfschildkröte auf.

Nun, knapp drei Jahre nach dem Entscheid sind bis auf ein paar rechtliche Kleinigkeiten wie die Vermessung oder die Widmung des Weges alle Hürden genommen worden. Für geschätzte 52 000 Euro - die Rechnungen sind noch nicht eingegangen - wurden eine Brücke und ein Holzsteg über das geschützte Biotop, ein so genannter Duckwalk, gebaut. Die Gesamtkosten für den jahrelangen Rechtsstreit will die Gemeinde nicht nennen. Man habe kein Interesse daran, dass die Thematik erneut an die Öffentlichkeit komme, sagte Rathaus-Geschäftsleiter Stefan Bäuerle. "Wir sind heilfroh, dass endlich Ruhe ist."

Vielleicht ist deshalb der Weg in Maising nicht beschildert, und auf Pöckinger Seite weist lediglich ein kleines Schild auf ihn hin. Dennoch wird der Weg heute regelmäßig begangen. Sogar bei nasskaltem Schmuddelwetter, wenn ein Durchkommen wegen tiefer Wasserpfützen zu Beginn des Weges auf Maisinger Seite nur mit festem Schuhwerk möglich ist, sind dort Spaziergänger anzutreffen. Sehr fleißige Nutzer sind beispielsweise der Pöckinger Franz Hintersoißer oder der Maisinger Anton Bernhard, einer der Initiatoren für den Erhalt des Weges. Bis zu 100 Mal pro Jahr - im Winter mit den Langlaufskiern - geht Bernhard nach Pöcking. "Jetzt ist es geschafft. Wir haben ein Zeichen gesetzt", sagen Plathner und sein Mitstreiter Christoph Sening. Sie hoffen, dass dieses Zeichen auch noch in Zukunft wirken möge, wenn vielleicht wieder neue Begehrlichkeiten aufkommen.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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