Machtlfing:Mahnmal für Zivilcourage

Lesezeit: 2 min

Die Stele aus Bronze erinnert an Machtlfinger Bürger, die Albrecht Haushofer vor den Nazis schützen wollten. (Foto: Georgine Treybal)

Stele aus Bronze erinnert an Machtlfinger Bürger, die NS-Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer Unterschlupf gewährten

Von Ute Pröttel, Machtlfing

Filigran und aufrecht steht sie da, die Stele für Zivilcourage. "Sie ist das sichtbare Zeichen für den Mut, die Hilfsbereitschaft und die Tapferkeit der Bürger und Bürgerinnen von Machtlfing", sagte Bürgermeisterin Anna E. Neppel. Die Stele erinnert an ein Geschehen im Kriegssommer 1944, als eine Gruppe von Machtlfinger Bürgern dem Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer Schutz vor dem NS-Regime bot. Am Sonntag wurde das Denkmal mit einem feierlichen Festakt eingeweiht.

Die "Machtlfinger Weisenbläser" waren dabei und auch die beiden letzten lebenden Augenzeugen, Johann Sontheim und Rudolf Pfänder, kamen zur Einweihung. Historiker Toni Aigner sprach von einem "Netzwerk" rund um die damals in Machtlfing ansässige Familie des jungen Arztes Martin Otto, das den Widerständler versorgt hatte. Gabriele Gentner, Tochter von Martin Otto, war ebenfalls angereist.

Dabei hatte es im Juni kurzzeitig so ausgesehen, als könne die Stele am Jahrestag der Festnahme der Familie Otto an diesem Septembertag doch nicht eingeweiht werden: Der Guss der Bronze-Stele war schief gegangen. "Das habe ich noch nie erlebt", berichtete Bildhauer Franz Nickel. Mit dem Bronzegießer arbeite er seit Jahren zusammen, nie war ein Guss mangelhaft. Deswegen hatte er von den in monatelanger Arbeit hergestellten Wachsmodeln der beiden Textblöcke kein Silikonnegativ gefertigt. "Wozu auch? Wir wollten ja nur ein einziges Exemplar", sagte Nickel. Verursacht war der Fehler wohl durch fehlerhaften Alabastergips des Gießers. Textblöcke und Rahmen waren an manchen Stellen doppelt so dick wie vorgesehen. Nickel, der viele Jahre an der Berufsfachschule für das Bildhauerhandwerk in München unterrichtet, hatte versucht zu retten, was nicht zu retten war. "Tagelang haben wir gefräst, gefeilt, gesägt und geschliffen", berichtet er, doch die Ästhetik war dahin. Nach einer schlaflosen Nacht beschloss er mit seiner Tochter Franziska Ghirardo und dem befreundeten Gießer alles einzuschmelzen und die Textblöcke ein zweites Mal zu fertigen. Diesmal ging alles glatt.

Ihren endgültigen Platz hat die Stele nebst Schaukasten nun in der Dorfmitte von Machtlfing unterhalb der alten Schule. 19 000 Euro wurden für das Projekt gespendet. "Nicht von den vielen Institutionen, die wir um eine kleine Spende angeschrieben haben", schilderte Neppel, sondern vor allem von Machtlfinger Bürgern. Gut 100 waren zur Einweihung gekommen. Begleitet wird die Einweihung von der Ausstellung "Albrecht Haushofer" im alten Schulhaus, die nochmals geöffnet wird von 12 bis 17 Uhr: Am Sonntag, 24. September, führt Renate Haushofer von 12 Uhr an durch die Ausstellung.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: