Ludwig II. von Bayern:Beischlaf mit dem Kammerdiener

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Der Journalist Rudolf Reiser hat eine neue Theorie zur Herkunft des bayerischen Märchenkönigs entwickelt. Hat womöglich ein italienischer Kammerdiener die betrunkene Kronprinzessin geschwängert?

Benjamin Engel

Ein ewiges Rätsel wollte König Ludwig II. bleiben. Seine Faszination ist bis heute ungebrochen, so märchenhaft und geheimnisvoll verlief sein ganzes Leben. Selbst sein Tod, dessen Umstände bis heute nicht ganz geklärt werden konnten, gibt Anlass zu wildesten Spekulationen. Nun lässt eine neue Biographie aufhorchen.

Ein neues Buch über Ludwig II. will dem Leben des Königs die letzten Geheimnisse entreißen. (Foto: Georgine Treybal)

Ihr Autor Rudolf Reiser will jetzt dem Leben König Ludwigs auch noch die letzten Geheimnisse entreißen. Seine These ist gewagt und auf den ersten Blick so unerhört, dass man kaum glauben möchte, was er sagt: "König Ludwig war nie ein echter Wittelsbacher, sondern nur ein Bankert, ein uneheliches Kind." Eine Vaterschaft Maximilians II. schließt er kategorisch aus. Dieser habe sich nämlich schon als junger Mann in den Bädern von Budapest mit Tripper infiziert und die Ehe mit seiner Frau Marie nie vollzogen.

Wer wäre aber dann der Vater? Es handelt sich laut Reiser um Guiseppe Tambosi, einen italienischen Kammerdiener Maximilians. Zum Kronzeugen wird hier der Architekt Leo von Klenze. Aus seinen Memorabilien gehe unzweifelhaft hervor, dass Ludwig und sein Bruder Otto Kinder von Tambosi seien. Reiser berichtet sogar von Schmiergeldern, die diesem für seine Beischlafdienste gezahlt worden sein sollen. Die Mutter habe davon nichts mitbekommen, so betrunken sei sie zuvor gemacht worden. Doch Ludwig habe um seine Herkunft gewusst.

Hier liegt nach Reiser auch der Grund für seine psychischen Extravaganzen, traumatisiert von den Umständen seiner Geburt. Sein Tod wird dann zum Mordkomplott. Er sei auf Betreiben von Prinzregent Luitpold mit Chloroform betäubt, mit einer Kutsche zum See gebracht und ertränkt worden, weil er kein Wittelsbacher war. Der Spaziergang mit von Gudden zum See könne so nicht stattgefunden haben. Schließlich habe ein glaubwürdiger Zeuge versichert, Ludwig habe gegen 18.45 Uhr das Schloss verlassen. Gleichzeitig sei seine intakte Taschenuhr um 18.54 Uhr, dem Zeitpunkt seines Todes, stehen geblieben. In diesen wenigen Minuten könne er unmöglich zu Fuß dorthin gelangt sein.

Reiser konstruiert eine Indizienkette für seine Thesen und stützt sich dabei auf zahlreiche Quellen. Einen echten Beweis bleibt aber auch er schuldig. Den könnte nur eine DNS-Analyse von Ludwig II. bringen, die aber vom Haus Wittelsbach abgelehnt wird.

© SZ vom 22.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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