Lkw-Chaos:Vollgeparkt

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Bis zu 30 Lastwagen benutzen das Gewerbegebiet Gilching Süd als Parkplatz für die Nacht. (Foto: Georgine Treybal)

Weil es kaum Haltemöglichkeiten an der Autobahn A 96 gibt, nutzen viele Lastwagenfahrer das Gewerbegebiet Gilching Süd als Schlafplatz. Die Forderung nach einem Autohof wird immer lauter

Von Christian Deussing, Gilching

Es ist erst 21.15 Uhr, aber die Dornierstraße im Gewerbegebiet Süd in Gilching ist bereits mit 30 Lastwagen in zwei Reihen fast vollgeparkt. Ein Sattelzug-Fahrer rangiert mit großer Mühe in eine Parklücke, um seine Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten. Für die Trucker aus Tschechien, Kroatien, Ungarn, Bulgarien oder Österreich und der Schweiz ist dieses Gewerbegebiet nahe der Lindauer Autobahn (A 96) oft die letzte Chance, noch einen Platz zu finden - zumal wegen Bauarbeiten der Parkplatz Kreuzlinger Forst in Richtung München gesperrt ist. Die Gemeinde und Firmen ärgern sich über dieses Dilemma, das sich noch verschärft hat. Am nächsten Tag liegen Abfall und Speisereste herum - und es riecht oft nach Fäkalien, weil die Toiletten fehlen.

Auch im alten Gewerbegebiet Talhofstraße parkten - auch zum Verdruss von Anliegern - "nachts die Monster-Lkw", berichtet Gewerbereferent Manfred Herz (CSU). Die Entwicklung sei "dramatisch", zumal der Schwerlastverkehr insgesamt erheblich zunehme. Den Lkw-Fahrern sei sicher kein Vorwurf zu machen, weil sie die Ruhevorschriften einhalten müssten und daher die Parkplätze benötigten, räumt Herz ein.

Der Druck hat sich wohl aber auch erhöht, da die Lastwagen außerhalb von Parkzonen nicht bleiben dürfen. Das sei verboten und "brandgefährlich", wenn zum Beispiel die Lastzüge wie beim Kreuzlinger Forst-Nord bis zur Einfahrt hinaus stehen, wie Johannes Wittmann von der zuständigen Autobahnpolizei berichtet. Er hat Flugblätter in zehn Sprachen schon an viele Brummifahrer verteilt, um auf diese Gefahren hinzuweisen - mit der Aufforderung, rechtzeitig geeignete Parkplätze aufzusuchen, "auch außerhalb der Autobahn, etwa in Gewerbegebieten". Dem sind viele Kraftfahrer gefolgt, die sich ohnehin per Smartphone und Funk verständigen, wo sie noch einen Stellplatz finden könnten. Das Gewerbegebiet Süd mit seiner Toplage an der Autobahn ist daher längst kein Geheimtipp mehr unter den Fernfahrern.

Um Einhalt zu gebieten, hat die Gemeinde Gilching an der Dornierstraße und Zeppelinstraße Schilder aufgestellt, die eine Haltezeit von drei Stunden zwischen 22 und 6 Uhr erlauben. Doch kaum ein Lkw-Fahrer dürfte sich daran halten, zumal nachts nicht Politessen im Gewerbegebiet dies kontrollieren. Die Verkehrsschilder sind nur Makulatur.

Das weiß auch Gemeinderat Herz, der jetzt handeln will und eine "übergeordnete Lösung" fordert. Das wäre seiner Ansicht nach ein Autohof mit 100 Parkplätzen, Hotel, Toiletten und Duschen zwischen München und "noch deutlich vor Landsberg". Herz will dafür zunächst einen Antrag im Gemeinderat stellen, aber auch den Landrat Karl Roth und den Starnberger Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter mit ins Boot holen. Der Kommunalpolitiker hat auch das Ziel, die Industrie- und Handelskammer (IHK), Polizei und Autobahndirektion Südbayern für die Autohof-Idee zu gewinnen, um den Suchverkehr zu vermindern und einen Parkplatz-Kollaps bei den Fernfahrern zu vermeiden. Denn das wäre auch ein "Sicherheitsrisiko", betont Herz.

Nach Angaben der Autobahndirektion sind die Lkw-Stellplätze auch in Martinsberg Nord und Süd bei Inning komplett ausgelastet. Auch die erweiterte Rastanlage Lechwiesen weiter westlich an der Lindauer Autobahn stößt bereits an ihre Grenzen. Noch prekärer wird es dann, wenn zwischen Oberpfaffenhofen und Germering die A 96 sechsspurig ausgebaut ist.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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