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Bürgermeisterin meistert die Bürger

Zum Beitrag "Platanen für den Paulhanplatz" vom 28. Juni:

Unglaublich, wie Kraillings Bürgermeisterin Borst mit ihren Bürgern umgeht: Von oben herab, bei wesentlichen Entscheidungen ohne direkte Teilnahme der Bürger am Lösungsweg. Erst wenn mit mehr als 1000 Unterschriften Unverständnis und Missbilligung zum Ausdruck gebracht werden, öffnet sie ihr Ohr. Der "Paulhan-Platz", grüne Insel zwischen Pentenrieder Straße/Margaretenstraße und Sanftl-Großbaustelle, soll so eingeebnet werden, dass dorthin der Wochenmarkt vom "Bräu-Parkplatz" wegverlagert werden kann. Die Idee der Berliner Architekten, die Krailling eine Ortsmitte anpassen wollen, hat sich Borst zu eigen gemacht - so weit, so schlecht, weil dieses Ansinnen ohne Dialog mit betroffenen Bürgern vorangetrieben wird.

Dieses "von oben herab"-Handeln führte zum Begehren von mehr als tausend Bürgern. Es wurde zuvor von einem Fachanwalt geprüft und für zulässig befunden, vom Gemeinderat aber infolge einer fragwürdigen Rechtsauffassung des Gemeindeanwalts abgelehnt. Allerdings konnte Borst die Stimmen für den Erhalt des Paulhan-Platzes nicht ignorieren: Sie lenkte ein und versprach, die Bürger einzubinden. Dafür gibt es als einziges verwaltungsrechtliches Mittel die Bürgerversammlung, die stattfinden muss, ehe weitere Änderungsschritte eingeleitet werden.

Was aber macht Borst? Statt einer Bürgerversammlung setzt sie ihre "Kompromissvorstellung" eines mit zurechtgestutzten Platanen begrünten Marktplatzes auf die Tagesordnung des Gemeinderates und erhält einen zustimmenden Beschluss. Erst nach diesem Beschluss soll dann in einer Infoveranstaltung dessen Inhalt den Bürgern verkauft werden. Diese brüskierende Reihenfolge - erst Beschluss, dann Kontakt mit dem Bürger statt erst Diskussion und danach Beschluss - zeigt, mit welcher Arroganz die Bürgermeisterin ihre Bürger meistert. Eric Heuscher, Krailling

Erinnerung an die NS-Vergangenheit

Zum Beitrag "Eine Straße für den Rassenhygieniker" vom 5. Juli: Die SZ-Autorin widerlegt in ihrem Bericht über die Timm-Lesung sehr überzeugend die widerlichen Zitate aus ihrer Titelgeschichte über den Rassenhygieniker Alfred Ploetz - da hatte sie die Vorurteile gegen Uwe Timms Buch deutlich mit Anführungszeichen markiert. Die Präsentation seines Roman "Ikarien" bewies ja auch, wie ignorant man das Buch ("schäbig") vorverurteilt hatte. Das macht die Autorin auch denen klar, die die Lesung versäumten. Nachdem ich selbst viele Lesungen veranstaltet und erlebt habe, möchte ich nur ein Detail ergänzen: Es passiert sehr selten, dass die Moderation mit Applaus bedacht wird und der Autor für einzelne anspruchsvolle Abschnitte - und nicht nur am Ende seines Vortrages - anhaltenden Beifall erhält. Die zahlreichen, gebannt lauschenden Zuhörer erlebten eine Sternstunde engagierter Literatur und dankten entsprechend. Dr. Ulrich Dittmann, Seefeld

Kleingeistige Stellungskriege

Zum Beitrag "Lastwagen versus Radfahrer" vom 6. Juli: Nur zur Klarstellung: Das Fahrrad ist ein vollwertiges Verkehrsmittel und gehört, genau wie die Digitalisierung, ins 21. Jahrhundert. Selbstverständlich sollten deshalb alle Betriebe rund um die Petersbrunner Straße auf direktem Weg auch per Fahrrad erreichbar sein. Neben Radlhänger-Shop, Reitsportladen, Tischlerei, befinden sich hier auch zwei Tanzschulen. Meine Töchter fahren dort viermal pro Woche mit dem Fahrrad zum Training hin. Auch den Wertstoffhof haben wir schon mit Fahrradanhänger aufgesucht. Wozu gibt es seit Jahren das "Stadtradeln", wenn bei Straßenbauprojekten immer noch über die Notwendigkeit straßenbegleitender Radwege diskutiert wird? Wie erbärmlich, wenn Fahrradfahrer drei Wochen im Jahr als sportlich-optimistisches Jubelvolk á la DDR geduldet sind, aber abgewimmelt werden, sobald sie Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe am Verkehrsraum erheben? "Auf ein faires Miteinander" und "Verkehrsraum FAIRteilen" sind Visionen, die uns in die Zukunft führen, und nicht die kleingeistigen Stellungskriege der Automobil-Ära. Renate Richter, Starnberg

© SZ vom 13.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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