Landkreis Starnberg:Wiesngäste drängen ins Fünfseenland

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Die Hotels und Pensionen im Fünfseenland sind ausgebucht - obwohl während des Oktoberfests oft kräftig an der Preisschraube gedreht wird.

Otto Fritscher

"Dieses Jahr", sagt Andrea Stelzig, und sie atmet dabei hörbar auf, "dieses Jahr ist zur Wiesnzeit die Nachfrage nach Hotelzimmern wieder deutlich größer." Vor allem Firmen haben wieder Zimmerkontingente im Starnberger Hotel "Vier Jahreszeiten" gebucht, wo Stelzig in der Reservierungsabteilung arbeitet.

Ähnlich sieht es auch in den anderen Hotels und Pensionen im Landkreis aus. "Oktoberfest-Besucher können nur noch aus einem kleinen Zimmerangebot wählen", heißt es etwa im Hotel "Bayerischer Hof" in Starnberg. Auch das "Ammersee-Hotel" in Herrsching meldet eine gute Belegung, während die Starnberger Pension Happach bereits komplett ausgebucht ist.

"Höchstens mal eine Nacht zwischendrin ist noch frei", sagt Joachim Schlicht, Inhaber der Pension. Die meisten Wiesngäste haben bereits vor längerer Zeit gebucht, viele schon vor einem Jahr. Die meisten Besucher kommen aus Norddeutschland, aber auch Schweizer und Amerikaner gehören zu den Stammgästen des Starnberger Zimmervermieters. Ein Doppelzimmer kostet bei Happach pro Nacht 70 Euro, ein Einzelzimmer 50 Euro - einen Aufschlag zur Wiesnzeit verlangt Schlicht nicht. Eine Besonderheit in der Branche.

"Wir haben das ganze Jahr über die gleichen Preise, wir erhöhen auch zum Oktoberfest oder während großer Messen nicht", erklärt Schlicht. "Wir wollen zufriedene Gäste haben, und nicht solche, die sich abgezockt fühlen." Dass die Zimmerpreise zur Wiesn kräftig steigen, weil die Vermieter an der Preisschraube drehen, hat sich aber seit vielen Jahren allgemein eingebürgert - und wird von den meisten Gästen auch akzeptiert. So auch im Bayerischen Hof: Übers Jahr kostet ein Doppelzimmer 100 Euro, zur Wiesnzeit 160 Euro. "Dass sich die Gäste beschweren, habe ich sehr selten erlebt, denn in München zahlt man noch viel mehr", sagt Christl Vogt vom Reservierungsbüro.

Der Bayerische Hof verfügt über 31 Zimmer. Im "Vier Jahreszeiten" kostet ein Doppelzimmer während des Oktoberfests 230 Euro pro Nacht, sonst sind es rund 160 Euro, im Herrschinger Ammersee-Hotel werden 210 statt 155 Euro verlangt - und bezahlt.

Der Tourismusverband stellt den hiesigen Beherbergungsbetrieben ein gutes Zeugnis aus: "Unsere Vermieter im Fünfseenland bewahren Augenmaß, hier gibt es keine Auswüchse wie manchmal in München", sagt Klaus Götzl. Der Geschäftsführer ist fest überzeugt, dass die Hotels und Pensionen in der zweiten September-Hälfte wieder ausgebucht sein werden - wie jedes Jahr.

"Das wird den verregneten Sommer aber nicht mehr retten", befürchtet Götzl. Denn den Mai über bis in den Juni habe es permanent geregnet, "und im August kam das Hochwasser." Was sich auch an den Tourismuszahlen für das erste Halbjahr 2010 ablesen lässt. "Wir konnten das Minus zwar etwas abmildern", sagt Götzl, dennoch ist die Zahl der Übernachtungen vergleichen mit 2009 um 0,5 Prozent auf rund 259.000 zurückgegangen. Die Zahl der Gästeankünfte ist dagegen um 3,1 Prozent auf 107.000 gestiegen. "Das heißt, dass die Aufenthaltsdauer unserer Gäste von 2,6 auf 2,4 Tage zurückgegangen ist", interpretiert Götzl. Immerhin seien Juli und August "gefühlt gut gewesen, aber wir haben noch keine genauen Zahlen."

Götzl hofft auf einen goldenen Herbst. "Nur eine gute Nachsaison nach dem Oktoberfest würde uns noch helfen, heuer positive Zahlen zu schreiben." Vor allem Biergärten und die Schifffahrt hätten ein schwieriges Jahr durchzustehen.

© SZ vom 08.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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