Lärm:Lauter Gleiter

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Das Fahren mit dem schnellen Eisgleiter auf dem Wörthsee muss geübt werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wenn die Feuerwehr mit ihrem Propellerboot auf dem Wörthsee übt, regen sich die Anlieger auf.

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Keine der Eisflächen auf dem Wörthsee, ob am südwestlichen oder am nordöstlichen Ufer - ist offiziell fürs Schlittschuhlaufen oder Eisstockschießen freigegeben. Viel zu dünn und damit zu gefährlich, warnt die örtliche Wasserwacht. Trotzdem waren am Wochenende und auch noch am Montag zahlreiche Menschen auf dem Eis. Die ehrenamtlichen Helfer sind in Alarmbereitschaft, auch die der Freiwilligen Feuerwehr Steinebach-Auing. In deren Garage steht ein Fahrzeug, das innerhalb kürzester Zeit Leben retten kann - ein Propeller-Gleitboot.

Ein Eisgleiter mit einem 100 PS starken Flugmotor verhält sich anders als ein Schlauchboot mit einem 80 PS-Außenborder. Er hat ein anderes Brems- und Kurvenverhalten, sagt Kreisbrandrat Markus Reichart. Und deshalb muss das Fahren damit immer wieder geübt werden. Nicht unbedingt zur Freude der Anwohner und von Natur- und Vogelschützern. Denn vom 1. November bis Ende März sind die Seen im Landkreis Starnberg eigentlich tabu für Motorboote, Surfer und Eissegler. Das liegt zum einen am Ramsar-Abkommen - der Starnberger und Ammersee sind Ramsar-Gebiete -, zum anderen an freiwilligen Vereinbarungen mit Clubs und Vereinen. Auch am Wörthsee sehen es Naturschützer nicht gern, wenn Wasservögel gestört werden. Und so ein Propellerboot ist doch relativ laut. "Deshalb bin ich schon froh, dass die Wörthseer wenigstens dreimal im Winter üben dürfen", sagt Reichart.

Am Rosenmontag war das erste Mal. "Wie können mit dem Eisgleiter nur raus, wenn auch Eis da ist", sagt der Steinebacher Feuerwehrkommandant Josef Kraus. Allerdings hätten sie beim Hinfahren gesehen, dass das Eis zu dünn sei. "Wir hätten es nur gebrochen, und das wollten wir nicht."

Jede Übung muss vorher beim Landratsamt, bei der Polizei und bei der Kreisbrandinspektion angemeldet werden. Das Landratsamt, weil es die Genehmigungsbehörde für naturschutzrechtliche Belange ist, die Kreisbrandinspektion, weil sie wissen möchte, wie es um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehrler bestellt ist, und die Polizei, weil es jedes Mal Beschwerden gibt, wenn das Propellerboot auf dem See ist.

Der Eisgleiter, der bis zu 100 Kilometern pro Stunde schnell sein kann, ist seit Ende 2009 im Einsatz. Sein "Heimathafen" ist Steinebach, er kann aber problemlos und schnell auch an die Nachbarseen transportiert werden. Finanziert wurde das 63 000 Euro teure Gefährt zu je einem Drittel vom Landkreis, der Gemeinde Wörthsee und der Freiwilligen Feuerwehr Steinebach-Auing. Mit je 1000 Euro beteiligten sich Seefeld und Inning. In den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu dramatischen Szenen auf dem Wörthsee gekommen, der zwar relativ schnell zufriert, aber wegen seiner vielen Zuflüsse tückisch sein kann. So mussten die Helfer einmal eine Mutter und ihre zwei Kinder retten. Die Frau war mit Schlitten und Kinderwagen auf das brüchige Eis gegangen und eingebrochen.

© SZ vom 18.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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