Kunst:Kleine Kobolde und ein Riesen-Teppich

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Bei der Jahresausstellung des Kulturvereins Berg ist eine große Bandbreite zu sehen

Von Katja Sebald, Berg

Wenn der Kulturverein Berg an diesem Wochenende zur Jahresausstellung seiner Mitglieder einlädt, dann ist es im Marstall fast wie immer. Mit etwa 70 Kunstwerken von 44 Künstlern sind die Wände dicht bestückt. Die Bandbreite der gezeigten Arbeiten könnte kaum größer sein: Von der kleinen Tuschezeichnung bis zum großen Gemälde, von Keramik bis Bronze, von Kunst bis Kitsch ist alles dabei. Neu ist allerdings, dass während der Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag die 2 G-Regel gilt. Auch zur Vernissage am Freitag durften nur Genesene und Geimpfte kommen.

Ein echter Blickfang an der Stirnseite des hellen Saals ist das hochformatige Gemälde mit dem Titel "Rag Rug", für das Annette Girke einen bunten Flickenteppich bis ins kleinste Detail genau, aber riesenhaft vergrößert malte, sodass sich ein interessanter Verfremdungseffekt ergibt. Sozusagen als Antwort auf diesen Teppich aus der Welt der Giganten ist an der gegenüberliegenden Wand ein Bild zu sehen, auf dem die Malerin Annette Emrich fast fußballgroße Glasmurmeln über einen grauen Fußboden rollen lässt.

Die Skulptur trägt den Titel "Der Tod" von Ernst Grünwald. (Foto: Nila Thiel)

Ein denkbar großes Panorama hingegen präsentiert die Künstlerin Sanna Myrttinen mit ihrer ganz in Blautönen gehaltenen Utopie "Europe - A Patchwork of Democracy, Diversity and Peace": Die Kombination von Sehenswürdigkeiten aus allen europäischen Ländern ergibt zusammen eine freundliche Idealstadt. Deutlich kühler ist das Blau des unendlich weiten Himmels, unter dem Wieland Hölzel die schneebedeckten Gipfel der Zillertaler Alpen zeigt.

Bettina Tratzmüller malte das nächtliche Lichterflimmern der Berliner Friedrichstraße, Simone Opdahl bannte einen fast lebensgroßen Feldhasen im Sprung aufs Papier, und Juschi Bannaski zeigt in einem ihrer unverwechselbar rotleuchtenden Hinterglas-Bilder gleich eine ganze Reihe von Freudensprüngen.

Bestechend in ihrer Zurückhaltung ist die Schwarzweiß-Fotografie "Ripples on Water" von Harald Berner: Einige wenige Wellenlinien in einer sacht fließenden Wasserfläche fügen sich hier zu einer grafisch anmutenden Bildanordnung. Einen krassen Gegensatz dazu bildet das opulente Stillleben mit dem Titel "g-moll", für das der Fotograf Andreas Huber welkende weiße Tulpen auf einem Notenblatt in Szene setzte.

Kleine Formate bestimmen in diesem Jahr die bildhauerischen Arbeiten: Ernst Grünwald zeigt eine Miniaturversion seines längst berühmten Harlekins, außerdem einen freundlichen Zeitungsleser und die höchst eindringliche Figur "Der Tod", die man wohl als Sinnbild für Angst und Schrecken der alles beherrschenden Pandemie deuten darf.

Skulpturen im kleinen Format: Das "Treffen der Berger Hauskobolde" von Birigit Behrends-Wöhrlist im Marstall. (Foto: Nila Thiel)

Die Bildhauerin Birgit Berends-Wöhrl hingegen geht die Sache mit Humor an und schickt in diesen dunklen Zeiten ihre kaum handtellergroßen "Berger Hauskobolde" ins Rennen: Die sieben merkwürdig liebenswürdigen Bronzekerle mit den riesigen Ohren sind ein bisschen Gartenzwerg, ein bisschen Heinzelmännchen, ein bisschen Pumuckl und vielleicht auch ein bisschen Haselmaus.

Es sind nicht zuletzt die kleinen, auf den ersten Blick vielleicht sogar unscheinbaren Arbeiten, die den Reiz dieser Ausstellung im Berger Marstall ausmachen: Die mit leichter Hand hingepinselten kleinen Ochsen von Cornelia Teubner, das bezaubernd unprätentiöse Gestrichel der "Blindzeichnungen" von Marlies Beth oder auch die drei Samenkörner in Gurkengrün auf Taubengrau von Ragna Regenbogen.

Die Ausstellung ist nur an diesem Wochenende am Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr zu sehen.

© SZ vom 20.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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