Kultur:Zwölf Stadtviertel in zwölf Monaten

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Stadtviertel-Hopping in New York: die beiden Buchautoren und Journalisten Christina Horsten und Felix Zeltner vor einer Karte der Metropole. (Foto: Georgine Treybal)

Die Jounalisten Christina Horsten und Felix Zeltner erzählen bei der Lesung aus ihrem Buch "Stadtnomaden", wie sie New York aus vielen Perspektiven kennengelernt haben

Von Julius Bercher

Was machst du, wenn du mit deiner neugeborenen Tochter aus dem Krankenhaus nach Hause kommst und die Kündigung deines Mietvertrages im Briefkasten liegt? Klar, eine neue Wohnung suchen. Aber was, wenn das Ganze in New York passiert, dem brutalsten Mietmarkt der Welt und nur sechs Wochen Zeit für die Suche bleiben? Genau vor diesem Dilemma standen die beiden in New York lebenden Journalisten Christina Horsten und Felix Zeltner. Horsten ist die Tochter eines Diplomaten und in New York geboren, wuchs allerdings in Bonn, Prag und Berlin auf. Zeltner stammt aus Nürnberg und lernte Christina in München kennen.

Nachdem sie ein Jobangebot von der deutschen Presseagentur in New York bekam, zögerten sie keine Minute und zogen in Christina Horstens Geburtsstadt. Die ersten Jahre lief alles gut, doch dann, am glücklichsten Tag ihres Lebens, der Geburt ihrer ersten Tochter, kam die Kündigung. Mit Glück fanden sie eine Wohnung und zogen vier Wochen später um. Doch auch diese Wohnung ließen sie nach einem halben Jahr hinter sich, weil sie sich nicht richtig wohlfühlten und auch noch eine Mieterhöhung anstand.

Dann kam den beiden jungen Eltern die Idee. Sie wollten schon immer die Stadt und die Menschen besser kennenlernen, warum also nicht jeden Monat in einem anderen Viertel leben? Also warfen sie Ballast ab und packten ihre Habseligkeiten in ein paar Koffer und Kartons. In "Stadtnomaden" beschreiben sie ihre verrückte, schöne Geschichte: wie sie in zwölf Monaten in zwölf verschiedenen Stadtvierteln von New York lebten, und das mit einer kleinen Tochter und zwei Vollzeitjobs. Im Moment ist die junge Familie auf Lesereise in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Auch in Dießen am Ammersee machten sie Station und erzählten bei der gut besuchten Lesung in der Buchhandlung Colibri von unbezahlbaren Mieten und Kindergärten, aber auch von vielen neuen Freunden und wertvollen Erfahrungen. Von emotionalen Begegnungen und neu gewonnener Freiheit, von neuen Problemen, aber auch neuem Glück. In kleinen Filmen zeigten sie Eindrücke aus jedem Viertel, in dem sie gelebt haben. Außerdem hatten sie viele der Wohnungsschlüssel dabei und ließen diese vom Publikum begutachten. In dem Buch kann man nachlesen, wie aus einer verrückten Idee ein neues Lebens- und Wohnmodell wurde. "Stadtnomaden" ist am 18. April erschienen, die Lesereise der beiden dauert noch bis 7. Mai und endet im Volkstheater in München.

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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