Kultur:Kostbarkeiten aus der Heimat

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Die traditionsreiche Galerie Wimmer bereichert die bayerische Landesausstellung "Mythos Bayern" im Kloster Ettal mit heimattypischen Werken von Malern, die sie schon im 19. Jahrhundert vertreten hat

Von Katja Sebald, Berg

Die "Rauferei vor dem Wirtshaus" ist eines der beliebtesten heimattypischen Bilder des bayerischen Malers Heinrich Bürkel. (Foto: Arlet Ulfers)

Mit der "Galerie Wimmer" ist die kleine Gemeinde Berg sehr prominent auf der Landesausstellung in Kloster Ettal vertreten: Im Jahr 1839 wurde von der damaligen "Hofkunsthandlung" erstmals ein Bild nach Übersee verkauft, auch auf den Weltausstellungen in London und Paris wurden Gemälde von Heinrich Bürkel oder Carl Spitzweg gezeigt, die mit Motiven aus heimischen Berglandschaften und bäuerlichem Leben das Bild von Bayern in der Welt prägen sollten. In der Ausstellung über den "Mythos Bayern" sind deshalb auch die historischen Verkaufskataloge der traditionsreichen Kunsthandlung zu sehen. Die Galerie, die vor zwei Jahren an den Starnberger See zog, stellt zeitgleich Gemälde von Malern aus, die sie schon im 19. Jahrhundert vertrat.

Die Galerie Wimmer geht auf die 1825 gegründete "Hermann'sche Kunsthandlung" zurück und dürfte damit die älteste Galerie Münchens sein. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts firmierte sie als "Heinrich Wimmer'sche Hofkunsthandlung". Seit damals gibt es Aufzeichnungen über die Bilderverkäufe. Es war vor allem Heinrich Bürkel, der auch seinen Münchner Galeristen reich machte: Mit humorvollen Genrebildern war er Liebling des aufstrebenden Bürgertums. Seine detailgenauen, vielfigurigen Szenen zeigen die ländliche Bevölkerung bei der Arbeit, beim Feiern, vorm Wirtshaus, bei der Jagd und besonders gern auch bei kleinen Missgeschicken. Seine Verkäufe liefen so gut, dass er immer wieder Repliken und Varianten besonders beliebter Motive anfertigen musste. Insbesondere das "Gebirgsdorf mit Brunnen" und die "Rauferei vor einem Wirtshaus" waren echte Exportschlager.

Christine Rettinger übernahm 1986 die geschichtsträchtige Galerie Wimmer und führte sie 30 Jahre lang in München. 2016 erfolgte der Umzug in die ehemalige Brauerei Schloss Berg. (Foto: Arlet Ulfers)

1859 erwarb August Humplmayr die Kunsthandlung, behielt aber den eingeführten Namen. Nach Umzug in die Brienner Straße berichtete die Presse, die Galerie befinde sich jetzt im "fashionabelsten Stadtteil" und verfüge über "acht Säle mit trefflichem Oberlicht" sowie eine "komfortable und elegante Ausstattung". Zu den von Humplmayr vertretenen Künstlern gehörten Carl Spitzweg und Gabriel von Max, aber auch die "Malerfürsten" Lenbach und Stuck wussten den Kunsthändler zu schätzen. Die Geschäfte liefen glänzend: Zwischen 1870 und 1900 wurden Kunstwerke im Wert von zwölf Millionen Dollar ausgeführt, die meisten nach USA. Noch heute erreichen die Galerie von dort Anfragen zu Gemälden, die damals mit dem Stempel "Gallery Wimmer, Fine Art, Munich" versehen wurden. Nicht wenige Bilder, die von der Brienner Straße aus in die Welt geschickt wurden, hängen heute in renommierten Museen und Privatsammlungen.

Christine Rettinger übernahm die geschichtsträchtige Galerie 1986 und führte sie 30 Jahre lang in der Brienner Straße. 2016 erfolgte der Umzug nach Berg: Das Gebäude der ehemaligen Brauerei Schloss Berg ist zwar die deutlich bescheidenere Adresse, aber ihre Kontakte zum Kunstmarkt nahm die Galeristin mit: Die von ihr angebotenen Bilder haben oft Museumsqualität. Das Haus der Bayerischen Geschichte hätte sich deshalb gerne einige Exponate von ihr ausgeliehen. "Es wäre tolle Werbung gewesen, aber die Bilder sind zu wertvoll, um sie in einer solchen Publikumsausstellung mit so vielen Besuchern zu präsentieren", sagt Rettinger. Die Schätze aus ihrem Bestand - darunter je zwei Gemälde von Bürkel und Spitzweg und eines von Peter von Hess - sind deshalb derzeit nicht im großen Kloster Ettal, sondern weiterhin im kleinen Berg zu sehen.

Die Ausstellung "Bayerische Landschaftsmaler auf dem Weg in die Welt" ist am Freitag, 29. Juni, ab 19 Uhr, am Samstag und Sonntag (30. Juni/1. Juli) jeweils von 13 bis 17 Uhr und danach bis zum 1. September nach Vereinbarung (08151-6500496) in der Galerie Wimmer (Berg, Perchastraße 7) zu sehen.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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