Kultur:König Kunst

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15 Künstler laden Besucher zum 20. Mal in ihre "offenen Ateliers". Zum Jubiläum zeigt eine Ausstellung im Palmenhaus der Villa Waldberta in Starnberg zusätzlich ein Best-Off

Von Katja Sebald, Starnberg/Pöcking/Feldafing

Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Manche, die am Anfang mit von der Partie waren, sind längst nicht mehr dabei. Manche wurden erst im Lauf der Jahre in den handverlesenen Kreis aufgenommen. Einig sind sich aber alle: Zwanzig Jahre sind ein Grund zum Feiern. Die Künstler der "Offenen Ateliers" öffnen zu ihrem Jubiläum deshalb nicht nur ihre Ateliertüren in Starnberg, Pöcking und Feldafing, sondern zeigen in einer gemeinsamen Ausstellung im Palmenhaus der Villa Waldberta ein Best-Off aus "20 Jahren für die Kunst".

Die kleine, schön gehängte Ausstellung in der architektonisch höchst reizvollen Villa Waldberta in Feldafing ist der perfekte Ausgangspunkt für eine Rundfahrt zu den Ateliers von insgesamt 15 Künstlern, denn hier kann man sich einen ersten Überblick verschaffen. Prominent in der Mitte des Ausstellungsraums ist der "Königstransport" von Max Wagner platziert: Die Keramikfigur auf dem hölzernen Wägelchen vereint Witz und archaische Ausdruckskraft. Ebenfalls aus Keramik ist der vielfach durchbrochene und wie mit Brandspuren überzogene "Torso", eine Arbeit von Ursula Steglich-Schaupp. Auch Ingrid Sidow-Sum ist hier mit einer "Maske" aus Keramik vertreten. Julius Wurst zeigt zwei seiner filigranen und stillen Holzobjekte, deren poetische Anmutung durch hintergründige Titel wie etwa "Karriere - obsolete Bemühung" gebrochen wird. Eine andere Sprache sprechen die Holzarbeiten von Johannes Hofbauer: Der "Sterbende Schwan", der die Besucher schon vor dem Eingang empfängt, ist ebenso plakativ wie der "Mega Turbo". Katharina Kreye ergänzt die dreidimensionalen Exponate mit einem Guckkasten, in dem sich der neugierige Betrachter selbst in die Augen blickt.

Im Bereich der Malerei sind die drei Arbeiten von Annette Hiss hervorzuheben. Die Künstlerin, die seit einigen Jahren hauptsächlich digitale Bildcollagen herstellt, zeigt hier eine Reihe ebenso reduzierter wie feinsinniger Gemälde. Ina Kohlschovsky ist mit geradezu hyperrealer Malerei vertreten, unter anderem mit einem Bild in Grautönen, aus dem die titelgebende "Rosa Tüte" heraussticht. Auch Helga Henckmann zeigt "Shades of Grey", allerdings im Grenzland zwischen Figuration und Abstraktion, und Ulrike Prusseit vereint Malerei mit Collage-Techniken. Sehr originell sind die malerischen und schließlich auch plastischen Erweiterungen in Form von kleinen Gipsreliefs, die Susanne Palme-Waldemer für ihre bezaubernd merkwürdigen Fotos gefunden hat.

Die Künstlerin Susanne Mansen und die Keramikerin Ute Beck haben auch in diesem Jahr das angrenzende Gewächshaus in Beschlag genommen. Die beiden Künstlerinnen arbeiten seit vielen Jahren zusammen und fertigen skurril geformte und noch skurriler bemalte Schalen und Gefäße. Jetzt hat Susanne Mansen auch selbst getöpfert, während Ute Beck den Bereich der Gebrauchskeramik gänzlich hinter sich gelassen hat und nach gitterartig geformten Vasen und Dosen nun eine Serie von eigenwilligen Wandobjekten zeigt. Nicht übersehen sollte man freilich in diesem Kosmos der Ungereimtheiten die neuen Zeichnungen von Mansen, die - ungewöhnlich genug - auf textilem Untergrund entstehen und zuweilen durch aufgestickte Elemente ergänzt werden. Von großem Reiz sind diese kleinteiligen Bildfindungen aus feinen Tuschelinien, die zu Flecken verlaufen, verwischt und verwaschen werden und sich schließlich zu sensibel erzählten, heiter-schwermütigen Geschichten fügen.

Einige Überraschungen werden sich dem Besucher bei der anschließenden Rundfahrt bieten, wenn sich die Künstler in ihren eigenen Räumen noch einmal ganz anders präsentieren: So zeigt etwa Julius Wurst in Pöcking in diesem Jahr vor allem neue Wachsbilder und Max Wagner in Söcking hat einen großen Tisch voller wundersamer Früchte, Eier und Kürbisse, Kapseln, Samen und Fruchtbarkeitsfetische angerichtet. Alle Objekte sind aus Ton oder Gips geformt. In Schalen und auf Tellern ausgelegt ergeben sie ein ebenso irritierendes wie verführerisches Stillleben. Auf keinen Fall versäumen sollte man auch einen Besuch bei der amtierenden Starnberger Stadtmalerin Annemarie Hahne im Paul-Thiem-Atelier, die sich in Zeichnung und Malerei mit technischen Formen beschäftigt.

Die "Offenen Ateliers" sind noch einmal am kommenden Wochenende samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Die einzelnen Stationen und weitere Informationen finden sich unter www.offene-ateliers-starnberg.de.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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