Kult-Art in Krailling:Festival-Ideen für die Schublade

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Die erste Schlappe kassiert: Kraillings neuer Bürgermeister Rudolph Haux (FDP). (Foto: Nila Thiel)

Bürgermeister Rudolph Haux stellt ein Konzept vor, wonach die Gemeinde die für kommenden Sommer abgesagte Veranstaltung doch noch realisieren könnte. Doch das Ratsgremium zieht nicht mit

Von Carolin Fries, Krailling

Mit einem neuen Konzept für das Kult-Art-Festival im kommenden Sommer hat Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux am Dienstagabend den Gemeinderat überrascht - und die erste Schlappe seiner Amtszeit kassiert. Es war keine schallende Ohrfeige, die ihm das Gremium erteilt hat, wohl aber eine klare Ansage: Der Beschluss des Gemeinderates, das Fest im kommenden Jahr aus Kostengründen ausfallen zu lassen, lässt sich mit ein paar Ideen nicht einfach wegzaubern.

Haux hatte sich sichtlich Mühe gegeben und sogar schon ein detailliertes Programm erarbeitet. Mit dem Würmtaler Energietag und dem Auftakt zur Stadtradel-Aktion sollte das Festival demnach am 4. Juli starten, am Abend hätte die Bayern 1-Band spielen sollen. Am Sonntag nach dem Frühschoppen für Senioren und Ehrenamtliche war geplant, dass sich Vereine und Einrichtungen auf der Bühne und im Freigelände vorstellen, abends sollte der erste Poetry-Slam-Wettbewerb unter anderem mit Jaromir Konecny stattfinden. Haux hatte einen Lageplan angefertigt und sogar mit den Brauereien im Landkreis die Verfügbarkeit von Kühlwagen erörtert. Er sprach von einem "Familienfest" ohne Eintrittspreise. Stattdessen sollte die Feuerwehr Parkgebühren einsammeln. Vor allem aber würden die Rathausverwaltung und das Bauhofpersonal nur mehr minimal in Organisation und Durchführung eingebunden sein. Die Kosten der vergangenen Jahre würden mit seinem Konzept mehr als halbiert. Statt 111 305 Euro wie 2019 würde das Fest die Gemeinde nurmehr etwa 42 700 Euro kosten. Womöglich ließe sich das Zelt noch vermieten, dann würden die Kosten weiter sinken.

Doch der Mehrheit des Gremiums waren 40000 Euro für ein Festwochenende immer noch zuviel Geld. "Es ist schon klar, dass es Kultur nicht zum Nulltarif gibt", sagte etwa Rudolf Heidrich (FBK). Er stellte aber grundsätzlich in Frage, ob jede Gemeinde im Würmtal ihr eigenes Festival brauche. Auch Sebastian Sefzig (FDP) schien die Summe noch zu hoch, wenngleich es ihm gefiel, dass Haux die Vereine und regionale Künstler eingebunden hatte.

Stephan Bock schloss sich an, das seien "gute Neuerungen", von einem neuen Konzept könne deshalb aber noch keine Rede sein. "Luft holen und nachdenken" empfahl er. Lediglich Karin Wolf (UWK) und Imme Kaiser (Grüne) würdigten die Ideen des Bürgermeisters. "Ich würde mich schon freuen, wenn es wieder was gäbe", sagte Wolf. Die Grünen-Gemeinderätin sprach sich sogar dafür aus, das Konzept umzusetzen - allerdings erst 2021. Die vom Gemeinderat beschlossene Ruhepause 2020 gelte es einzuhalten.

Zu Jahresbeginn hatte das Gremium die Reißleine gezogen und sich nach 17-jähriger Festtradition auf einen zweijährigen Zyklus verständigt. Die Kosten hatten sich über die vergangenen Jahre hochgeschaukelt, zu groß war außerdem die Belastung der Rathausmitarbeiter geworden. Als schließlich Haux als Bürgermeister im Amt war, der zu seiner Studienzeit in Freiburg das Zelt-Musik-Festival mitbegründet und mit einer Neubelebung des Kult-Art-Festivals im Wahlkampf geworben hatte, beauftragte ihn der Gemeinderat, mit allen Beteiligten mögliche neue Formen für das "Kult" zu entwickeln. Diese landen nun aber erst einmal wieder in der Schublade.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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