Kult-Art-Festival:Rockige Satire

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Frontmann Klaus Eberhartinger stülpt sich laufend neue Kostüme für die einzelnen Songs über, und auch sonst geht es auf der Bühne den ganzen Abend über recht abwechslungsreich und komisch zu. (Foto: Arlet Ulfers)

Die "Erste Allgemeine Verunsicherung" tritt in Krailling auf

Von Astrid Becker, Krailling

Rockig und laut geht dieser Abend los. Schon bei den ersten Akkorden zeigt die Erste Allgemeine Verunsicherung beim Kult-Art-Festival am Sonntag in Krailling, dass sie eines ganz sicher nicht ist: Eine harmlose, vielleicht sogar schon ein wenig in die Jahre gekommene Schlager- oder gar Ulkband. Witzig ist sie zwar, die Show der Kultösterreicher aus den 1980-/1990-er Jahren, aber eben nicht albern. Eher bissig, eher satirisch. Daher darf das, was die sechs Musiker bieten, die diesmal die Formation stellen, zu Recht als Musikkabarett bezeichnet werden.

Obwohl die Band zweifelsohne ihre allergrößten Erfolge in den Jahren zwischen 1985 und 1995 feierte, sind ihre Songs, just aus dieser Zeit, heute so aktuell wie damals. Das fängt schon bei einem ihrer größten Hits an, der gleich zu Anfang, in den rockigen Tönen, erklingt: Neandertal. Ein Lied, dessen Text längst aktualisiert worden ist und sich sozialkritisch mit den Gegebenheiten dieser Zeit auseinandersetzt, dem Internet und den sozialen Medien, mit dem Kampf von Arm und Reich auf Basis von Religionskriegen, mit Extremismus und Gewalt. Zu den Gepflogenheiten dieser Band gehört aber auch, dass ihr Frontmann Klaus Eberhartinger als eine Art Conférencier durch den Abend führt und - um beim Beispiel von "Neandertal" zu bleiben - hier auch darauf hinweist, dass die Neandertaler bis auf eine Linie ausgestorben sind, also "bis auf die Familie Trump". Es ist bissig, was Eberhartinger so vom Stapel lässt, und das kommt beim Publikum an - mal ganz abgesehen von den musikalischen Fähigkeiten, mit der diese Band aufwarten kann. Und die sind, gelinde gesagt, großartig. Egal, wen man da anführen will: Ob es der Schlagzeuger, Aaron Thier, ist, ob es die Gitarristen Kurt Keinrath und Reinhard Stranzinger ( der an diesem Tag sogar seinen Geburtstag feiert und mit einem entsprechenden Ständchen bedacht wird) sind. Oder auch Keyboarder Franz Kreimer und Bassist Alvis Reid, der aus Jamaica kommt,aber nicht auf dem Mittelmeer gerettet worden sei, sondern die Band gerettet habe, wie ihn sinngemäß Eberhartinger vorstellt.

Allen ist eines gemein: Präzision im Spiel und Spaß daran, auf der Bühne zu stehen - auch wenn dieser Auftritt einer wenigen der "Was haben wir gelacht"-Tour in diesem Jahr sein wird. Krailling kann sich also glücklich schätzen. Und die Veranstalter des Festivals ebenso. Denn das Zelt war recht gut gefüllt.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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