Krimifestival:Die Reichen und die Leichen

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Autor Guido Buettgen hat es wie seinen Protagonisten aus Hamburg an den Starnberger See verschlagen. (Foto: Nila Thiel)

Auf einer Dampferfahrt stellt der Feldafinger Werbekaufmann Guido Buettgen seinen neuen Lokalkrimi "Champagnertod" vor

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Sie stammt aus besten Verhältnissen, ist schön, charmant und so sozial engagiert, dass sie in ihrer Heimatstadt Starnberg "Engel" genannt wird. Mit ihrem Mann führt sie geradezu eine Bilderbuchehe. Doch warum liegt so ein rundum perfekter Mensch nackt als Mordopfer im Wald in der Nähe der Feldafinger Kaserne, wo die Leiche bereits von Fliegen, Mardern und Füchsen angenagt wurde? Kriminalrat Mads Madsen steht vor einem Rätsel. Doch was ihm über das persönliche Umfeld des Opfers erzählt wird, beweist, dass bei der Starnberger Hautevolee beileibe nicht alles so ist, wie es scheint.

In Guido Buettgens neuem Krimi "Champagnertod" geht es ebenso wie in seinem Romandebüt "Champagnerblut" um die Reichen und Schönen am Starnberger See. Zwar werden auch hier, wie bei vielen anderen Regionalkrimis, Klischees bedient. Doch Buettgen tut dies mit einem Augenzwinkern auf höchst humorvolle Weise. "Die Stadt lebt mehr vom Klischee, als vom Flair, das sie hat", sagte er am Sonntag am Rande der Buchpremiere, die im Rahmen des Krimifestivals München auf der MS Starnberg stattfand. Die 16. Krimifahrt auf dem Starnberger See war mit mehr als 300 Besuchern ausverkauft. Und der Autor aus Feldafing bewies, dass er als Werbefachmann nicht nur viel von Öffentlichkeitsarbeit versteht, sondern auch, dass man sich mit natürlichem Charme gut selbst verkaufen kann. Seine Lesung war spritzig, witzig und unterhaltsam.

Buettgen hat mit seinem Protagonisten Madsen viel gemeinsam. Auch ihn hat es berufsbedingt von Hamburg an den Starnberger See verschlagen. Auch der Autor betreibt seit 30 Jahren Boxsport und hat schon als Boxtrainer gearbeitet, als er auf Weltreise war. Wie der Kriminalrat hat Buettgen einen gepflegten Dreitagebart. Einen kleinen Unterschied gibt es allerdings: Er fährt zwar Motorrad, aber keine Harley-Davidson wie Madsen. Die könne er sich erst leisten, wenn er mehr Geld verdiene mit seinen Krimis, witzelte Buettgen.

Trotz der starken Autorendichte am Starnberger See sind Regionalkrimis offenbar immer noch gefragt, selbst wenn ihr literarischer Wert oft gering bleibt. Buettgen ist Geschäftsführer einer Werbeagentur und weiß mit geschliffenen Worten Dinge auf den Punkt zu bringen. Im Roman beschreibt er sie zuweilen drastisch, aber immer locker-humorvoll. Am freien Schreiben gefalle ihm, dass er keine Vorgaben erfüllen muss. Er kann eine fiktive Welt erschaffen, ganz wie er sie mag. Da er aber Perfektionist sei, schildere er nur, was er wirklich kennt. Seit 22 Jahren lebt er in Feldafing: Die Örtlichkeiten, die er detailgenau wiedergibt, liegen vor seiner Haustüre. Insgesamt sechs Monate hat er für seinen Roman recherchiert, nächtelang saß er vor dem Computer und informierte sich auf Erotikplattformen. Dabei hat Buettgen festgestellt, dass die Menschen ihre Villen mit Alarmanlagen sichern, sich aber mit großer Blauäugigkeit im Internet bewegen. Und der anfangs geschilderte Leichenfund? Der Feldafinger hat die Pathologie besucht und einschlägige Szenen vom Chefpräparator des Schwabinger Klinikums, Alfred Riepertinger, prüfen lassen. Riepertinger, der selbst mehrere Bücher verfasst hat, war auf der Krimifahrt Ehrengast und las bei einigen Dialogen mit.

Buettgen sieht das Verfassen von Romanen als Hobby an. Es macht ihm Spaß und er will auch künftig schreiben. Die Handlung für den dritten Regionalkrimi hat der Feldafinger schon im Kopf. Weil er aber in seinem Hauptberuf als Werbefachmann stark eingespannt ist, wird es noch mindestens zwei Jahre dauern, bis sein nächstes Buch fertig ist.

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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