Krailling:Wohnungen statt Wirtschaft

Lesezeit: 2 min

Auf dem Grundstück der einstigen Kultkneipe "Schabernack" sollen weder Gaststätte noch Läden entstehen. Gemeinde wie Eigentümer präferieren Appartements in einem Baukörper - und sind sich dennoch nicht einig

Von Carolin Fries, Krailling

Die Kulturkneipe "Schabernack" ist Geschichte, das Gebäude im Juni 2015 abgerissen. Und doch existiert es weiter - zumindest auf dem Papier: Am vergangenen Dienstagabend hat sich der Kraillinger Gemeinderat mit der Zukunft des Grundstücks in der Ortsmitte befasst, der Bebauungsplan wurde dafür sogar mit dem Kneipennamen geschmückt. Seit geraumer Zeit liegt das Areal brach, nun hat die Gemeinde Möglichkeiten einer städtebaulichen Entwicklung erarbeiten lassen. Das Ergebnis: Ein Haus in gleicher Lage und Größe wäre schön. Allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Die Sache ist insofern kompliziert, weil der gültige Bebauungsplan eine solch massive Bebauung gar nicht zulässt. Erlaubt ist eine maximale Geschossflächenzahl (GFZ) von 0,35, das ehemalige Gebäude hatte diese mit einer GFZ von 0,6 weit überschritten. Würde die Fläche aber mit geltender GFZ überplant, wären hier lediglich zwei Wohngebäude möglich. Doch architektonisch wünschenswert schien den Ortsplanern und Gemeinderäten ein Langhaus entlang der Straße. Ein solches würde die prägnante Ortsstruktur stärken, sagte Dinah Mirbeth vom Planungsbüro. Doch umsonst - auch das stellte das Gremium klar - würde der Eigentümer die nötige Zusage nicht bekommen. Dafür will die Gemeinde sowohl bei der Nutzung des Gebäudes mitreden und sich gegebenenfalls Sozialwohnungen über eine gewisse Laufzeit sichern.

Auf dem Gelände in der Kraillinger Margaretenstraße, wo einst das Schabernack-Haus stand, soll ein Gebäude in vergleichbarer Größe und Lage entstehen. Doch es gibt dafür kein entsprechendes Baurecht. (Foto: Arlet Ulfers)

Dass an gleicher Stelle noch einmal eine Wirtschaft einzieht, schlossen die Planer aus. Ebenso aussichtslos sei die Ansiedelung von Einzelhandels- oder Gewerbebetrieben. Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) sagte zwar, sie könne sich auch eine Wirtschaft vorstellen, doch die Mehrheit des Gemeinderates sieht auf dem Grundstück neuen Wohnraum entstehen. Martin Hoffmann (SPD) schlug vor, einen Teil der Wohnungen als Ein- und Zweizimmer-Appartements nach den Richtlinien des sozialen Wohnungsbaus zu errichten; Imme Kaiser (Grüne) regte an, auf dem Grundstück eine Fläche für die Öffentlichkeit anzulegen.

Das Bauamt soll nun mit dem Eigentümer Gottfried Hansjakob verhandeln. Der Landschaftsarchitekt aus München präferiert ebenfalls ein Gebäude in vergleichbarer Größe und Lage mit dem ehemaligen "Schabernack", er hat aber kein entsprechendes Baurecht aus Bestandsschutz, weil nichts mehr vom alten Bestand vorhanden ist. Zu Verhandlungen sei er grundsätzlich immer bereit, sagt er. Entscheidend sei für ihn letztlich, ob die Forderungen der Gemeinde am Ende finanzierbar sind.

Gottfried Hansjakob ist wichtig, dass die Erdgeschosswohnungen so geplant werden, dass bei Bedarf auch eine gewerbliche Nutzung zulässig ist, etwa ein kleines Ladengeschäft oder eine Praxis. Eine öffentliche Fläche lehnt er ab, das sei "unsinnig". "Hinten raus sollen doch bitteschön die Gärten für die Bewohner liegen", sagt er.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: