Krailling:Wärme doppelt nutzen

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Krailling will Kosten von Gutachten für Bürger übernehmen

Von Christiane Bracht, Krailling

Von der Idee sind alle begeistert, doch in der Praxis geht die Energiewende nur sehr schleppend voran. Zu wenige gehen neue Wege in Sachen Energiegewinnung, wenn sie zum Beispiel über eine neue Heizung nachdenken. Grund dafür ist oft, dass teure Untersuchungen nötig sind. Die Gemeinde Krailling will nun ihren Bürgern entgegenkommen und eine solche Untersuchung für die geplanten Neubauten an der Margaretenstraße übernehmen. Ein erstes Gutachten hat bereits gezeigt, dass es technisch möglich wäre, die Abwasserwärme des Kanals zum Heizen für das Betreute Wohnen zu nutzen, das gegenüber der Margaretenkirche errichten werden soll, und die Mehrfamilienhäuser, die bald auf dem ehemaligen Schlecker-Areal gebaut werden. "Es ist die ideale Stelle, denn die Rohre müssen ein gewisses Gefälle haben", sagte Bürgermeisterin Christine Borst im Gemeinderat. Der Würmtalzweckverband habe sogar schon signalisiert, dass er seine Leitung für eine Heizanlage zur Verfügung stellen würde. Die beiden Eigentümer dagegen sind etwas zurückhaltender. Sie wollen erst sicher gehen, dass die "wirtschaftlichen Parameter" stimmen. Dazu ist eine detailliertere Untersuchung nötig, die etwa 10 000 Euro kosten wird. Die Gemeinde will diese nun übernehmen.

"Die Nutzung der Abwasserwärme ist ein innovatives Projekt, aber ein Privater würde die Wirtschaftlichkeit nicht untersuchen lassen", sagte Borst. Klar könne das Geld in den Sand gesetzt sein, wenn herauskäme, dass das Projekt zu teuer würde, aber die Energiewende sei nur zu schaffen, wenn man derartige Projekte vorantreibe. Der Landkreis habe die Gemeinden aufgerufen, notfalls in Vorleistung zu gehen. Krailling könne jeder Zeit aus dem Gutachten aussteigen, wenn sich abzeichnet, dass das Ganze nicht realisierbar sei, wusste Umweltreferentin Susanne Brittinger. "Das ist ein überschaubares Kostenrisiko", sagte Werner Engl (Grüne) und plädierte dafür das Projekt weiterzuverfolgen, bevor wieder überall Luftwärmepumpen installiert werden. Denn der Verband Wohnen nutze ohnehin nicht alle Möglichkeiten, um die Energiewende zu unterstützen, beklagte er. Auch Rudolf Heidrich (FBK) stimmte dafür, die Vorprüfung sorgfältig zu machen, wenn die Gemeinde die Energiewende erreichen wolle. Die meisten Gemeinderäte wünschten sich sogar, dass das Projekt auch auf andere Häuser erweitert werde, wie zum Beispiel das Feuerwehrhaus und die Sozialwohnungen gegenüber oder auch auf den Alten Wirt und das Schabernack, wenn dort etwas Neues entsteht. "44 Wohnungen sind wenig für das Projekt", gab auch Brittinger zu. Doch die Ingenieure, die das erste Gutachten angefertigt hatten, erklärten, dass es nicht ins Gewicht falle, wenn man die umliegenden Häuser mit ins Boot hole. Sie könnten zwar später mit integriert werden, für sie hänge die Wirtschaftlichkeit aber auch von der Länge der Leitung bis zum Haus ab, gab der Bauamtsleiter zu bedenken.

Im Haushalt hat die Gemeinde Krailling 19 000 Euro für Klimaschutzprojekte vorgesehen.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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