"Unser vertrautes Krailling wird ein neues Gesicht bekommen", kündigte Bürgermeisterin Christine Borst am Donnerstag an. Etwa 100 Interessierte waren gekommen, um sich über die Ortsmitteplanung zu informieren. Die Neuerungen werden nicht von heute auf morgen passieren, beruhigte Borst ihr Publikum. Es ist vielmehr ein langer Prozess, indem die Gemeinde zusammen mit den Bürgern intensiv diskutieren und planen will. Da sich die Arbeitswelt wandelt, ebenso wie die Erwartungen an Freizeit und Wohnort müsse man sehen, dass Krailling attraktiv bleibe. Von der Kirche bis zum Paulhan Platz soll die Margaretenstraße neu gestaltet werden. Ziel ist vor allem, die heimischen Geschäfte zu stärken. In einem Gutachten hat man herausgefunden, dass die Kaufkraft in Krailling enorm hoch ist, im Vergleich zu anderen Gemeinden. Aber sie fließt hauptsächlich nach München oder in die Nachbarorte. Mit einem attraktiven Umfeld will die Gemeinde versuchen, das zu ändern.
Städteplaner Timo Herrmann vom Büro BBZ, der mit seinem Entwurf einer Ortmitteplanung beim Architektenwettbewerb den ersten Preis gewann, stellte seine Ideen am Donnerstag den Kraillingern vor. Er will ähnlich wie in Wasserburg am Bodensee auf der Margaretenstraße einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich einrichten. Straße und Gehweg sind dort auf einer Ebene. Fußgänger, Radler und Autofahrer sind gleichberechtigt und die Geschwindigkeit ist auf 20 Stundenkilometer reduziert. Dies sei auch für Senioren mit Rollatoren von Vorteil, denn sie müssten keine Bordsteine und Kanten mehr überwinden. Statt Asphalt schlägt Herrmann Naturpflastersteine als Belag vor. Auf den nördlichen Teil der Margaretenstraße sollen künftig statt 44 nur noch 27 Parkplätze, damit die Fußgänger genügend Platz haben mit Kinderwagen und Rollatoren. Dafür will ein Anwohner der Luitpoldstraße sechs Parkplätze auf seinem Grund zur Verfügung stellen. Von den 37 Bäumen am Straßenrand, sollen 25 gefällt werden, dafür werden 30 neue gepflanzt. Vor allem die vor der Pizzaria stünden viel zu eng vor der Hausfassade und die kugelförmigen Kronen seien zu niedrig, als dass man sich gerne darunter aufhalten würde, erklärte der Planer. Deshalb sollen sie ersetzt werden. Herrmann wünscht sich auch verschiedene kleine Plätze mit Bänken, zum Beispiel vor der Kirche, an der Kreuzung Luitpoldstraße oder gegenüber des Alten Wirts. Außerdem stellt er sich eine kleine Terrasse vor, die in die Würm hineinragt. Dies sei jedoch bisher nicht mit dem Wasserwirtschaftsamt abgesprochen, sagte Herrmann. Den Maibaum will er künftig auf den Paulhan Platz stellen. Er soll näher ins Zentrum. Dort könnte er sich auch einen Wochenmarkt vorstellen.
"Der Entwurf gefällt mir", freute sich Florian Prey und viele applaudierten. Aber es gab auch Kritik: "Wir haben wahnsinnig viele Kinder. Wie machen wir ihnen klar, wo der Bürgersteig anfängt und wo er endet?", wollte Alexander Hofmann wissen. Er fürchtete, dass Autos schnell mal auf den Gehweg fahren, wenn alles auf einer Ebene ist. "Da fällt die Hemmschwelle und die Fußgänger haben am Ende weniger Platz." Einen anderen begeisterte gerade diese Idee: "Die Barrierefreiheit ist eine ganz hervorragende Lösung", sagte er, warnte aber vor dem Durchgangsverkehr, der in großer Zahl durch die Margaratenstraße fährt. Mehrere beklagten, dass die Autos, ebenso der Bus, viel schneller fahren als erlaubt. Herrmann erwiderte, das Pflaster reduziere die Geschwindigkeit automatisch. Anwohner fürchteten gerade durch diesen Belag mehr Lärm. Wilhelm Mahler erinnerte, dass Radler keine Pflastersteine mögen. Franz-Xaver Zacherl bemerkte, dass der Wind für ein Café an der Margaretenstraße ungünstig stehe. Es werde enden wie der Marktplatz in Planegg: leer. Ursula Köhler bat an die Senioren zu denken, die zu Fuß ihre Einkäufe erledigen müssten und Schwierigkeiten hätten, alle wesentlichen Dinge zu bekommen.