Krailling:Vereint gegen die Vereinsamung

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Waltraud Asam ist Gründerin, treibende Kraft und Vorsitzende der Kraillinger Senioreninitiative. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Senioreninitiative feiert ihr 25-jähriges Bestehen

Von Blanche Mamer, Krailling

Erwartungsvoll sitzen sie an den festlich gedeckten Tischen und lauschen der Musik von Walter Erpf. Kein Platz ist frei im Nebenraum der Kraillinger Brauerei bei der 25-Jahrfeier der Kraillinger Senioreninitiative. Vor nicht ganz einem Vierteljahrhundert, am 26. November 1991, hatte Waltraud Asam etwa 50 Kraillinger im selben Raum versammelt, um den Verein zu gründen und den ersten Vorstand zu wählen. Wie notwendig und erfolgreich das Projekt war, zeigt sich an der steigenden Mitgliederzahl: Derzeit sind es etwa 260, die regelmäßig an den Veranstaltungen und Exkursionen teilnehmen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Krailling ein kleines armseliges Dorf, in dem es nicht mal eine Schule gab, berichtet Asam, die den Verein noch immer leitet, in ihrem Rückblick. Doch dann kamen die Flüchtlinge - die Sudetendeutschen, die Heimatvertriebenen, die Kriegsheimkehrer - und in den 1960er Jahren siedelten sich immer mehr junge Familien an. Die folgenden Jahre ging es also vor allem um die Kinder und die Jugend, ältere Leute waren damals kein Thema, sagt Asam. Als Gemeinderätin in den 1980er Jahren erkannte sie jedoch, dass die Zahl der alten und allein stehenden Kraillinger immer größer wurde, und dass es so gut wie nichts für sie gab. Dagegen wollte sie etwas tun und begann Treffen zu organisieren, um die Senioren aus ihren vier Wänden herauszuholen.

Vielseitigkeit war das große Ziel: Neben Kaffeenachmittagen, Vorträgen und kulturellen Veranstaltungen wurden Wanderungen, Fahrten und Stadtbesichtigungen organisiert. Zuerst ging das noch informell, doch dann war der Kreis so groß, dass die Vereinsgründung notwendig wurde. Jeder im Vorstand leistete seinen Beitrag und beteiligte sich an der Organisation. "Wir haben überlegt, was die älteren Menschen beschäftigt und fanden, Gesundheit und Geld. Also befassten sich viele Vorträge mit spezifischen Erkrankungen und Altersschwächen. Örtliche Ärzte und Apotheker wurden eingeladen, Rechtsanwälte sprachen über Testament und Erbe.

Einige der Gründungsmitglieder sind immer noch unermüdlich dabei: beispielsweise Ursula Köhler, die auch heute noch im Beirat sitzt und Museumsführungen und Konzertbesuche organisiert. Die 79-Jährige erinnert sich an viele gelungene und erfolgreiche Unternehmungen - und an eine total misslungene. Das ist jetzt schon einige Jahre her. Die Kraillinger Senioren waren voller Vorfreude auf die Operette "Die lustige Witwe" im Gärtnerplatztheater. Eigentlich hätte es ein schöner Abend werden sollen. Doch statt der erwartet reich ausgestatteten Aufführung wurde modernes Theater geboten, bei dem die Mimen und Sänger in Trainingsanzügen im Gerüst herumturnten. Das erzählt Köhler - und kann herzlich darüber lachen, dass sie bei der Heimfahrt im Bus viel Geschimpfe ertragen musste. Viele Senioren könnten auch selbstständig in die Oper oder ins Theater gehen. Es sei aber angenehmer, sich um nichts kümmern zu müssen, per Bus nach München zu fahren und abends wieder heimgefahren zu werden, sagt Asam. Und es haben sich viele schöne Freundschaften ergeben. "Man findet immer jemanden zum Spazieren gehen, um gemeinsam in die Stadt zu fahren oder nur zum Reden", findet eine Teilnehmerin, die aus Planegg kommt.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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