Krailling:Verein statt Sozialverband

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Krailling entscheidet über Träger des Projekts Betreutes Wohnen

Von Christiane Bracht, Krailling

Der Verein Betreutes Wohnen zu Hause soll Träger der neuen Einrichtung werden, die demnächst an der Margaretenstraße in Krailling gebaut wird. Das hat der Gemeinderat am Dienstag beschlossen. Bayerisches Rotes Kreuz, Caritas und die Diakonie Fürstenfeldbruck hatten sich ebenfalls beworben.

Doch die Kommunalpolitiker befanden, dass der Verein selbst, wenn er nur 12,5 Stunden für die Bewohner der Margaretenstraße gebucht wird, Vorteile hat, die die Konkurrenten nicht bieten können. Karin Frost kümmert sich seit Jahren um das Betreute Wohnen zu Hause in Krailling, Planegg und Gräfelfing und hat folglich sehr viel Erfahrung damit gesammelt. 27 Stunden haben die drei Kommunen sie für Beratung, Vermittlung von Haushaltshilfen, Organisation eines ärztlichen Notdienstes und als Ansprechpartner nicht nur bei kleinen Hilfestellungen im Haushalt, sondern auch hinsichtlich eines Notrufes gebucht. Für die zusätzliche Betreuung der 22 Wohnungen vis-à-vis der Margaretenkirche will sie ihre Stundenzahl auf 39,5 aufstocken.

"Sie sitzt meist in ihrem Büro und ist deshalb die gesamte Zeit präsent", warb Eleonore Zwißler für den Verein. "Wenn also jemand ein Problem hat, wird sie sich kümmern, auch wenn die 12,5 Stunden vielleicht schon abgelaufen sind. Das erscheint mir wesentlich, wenn es um die Akzeptanz des Betreuten Wohnens geht. Denn die Leute können das Gefühl haben: es ist jemand da." Bei den Konkurrenten koste dagegen jede Stunde mehr Geld, und die zehn oder 20 Stunden, die die Sozialverbände anbieten, seien schnell vorbei. Zudem sind die Monatsbeiträge von 95 Euro pro Einzelperson beziehungsweise 125 Euro pro Ehepaar günstiger als bei den Konkurrenten.

Anders als bei BRK, Caritas oder Diakonie hat der Verein allerdings keinen Vertreter für Frost, wenn sie mal krank ist oder in Urlaub. Man müsse auch eine 450 Euro Kraft für die Verwaltung einstellen, gab Zwißler zu bedenken. Sie plädierte auch dafür, Frost nach Krailling zu holen. Denn das Büro in Gräfelfing sei so versteckt, dass man es kaum finde, selbst wenn man eine Adresse mit Beschreibung habe. "In der Margaretenstraße ist das Betreute Wohnen zu Hause optisch präsenter, und man hat auch Räume für Gespräche und gemeinsame Veranstaltungen", argumentierte sie. Dafür würde der Verein Miete zahlen. Allerdings müsse das Ganze mit den Nachbarkommunen abgesprochen werden. Adrienne Akontz (Grüne) begeisterte sich dafür, dass die Bewohner mit den Senioren vom Betreuten Wohnen zu Hause im geplanten Café sitzen könnten, um sich auszutauschen. Und dass man dann auch darüber nachdenke, gemeinsame Veranstaltungen zu planen. Ob das Café auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird, wie man es ursprünglich im Bauplan vorgesehen hatte, ist offen. Zwißler gab in diesem Fall zu bedenken, dass die Preise dann "nicht mehr stimmen".

Sebastian Sefzig (FDP) monierte, dass das Betreute Wohnen zu Hause jedes Jahr ein großes Defizit hat. Deshalb könne er sich nicht vorstellen, dass der Verein dann plötzlich eine schwarze Null schreibe. "Ich möchte nicht, dass das Betreute Wohnen über die Gemeinde querfinanziert wird", sagte er und stimmte als einziger gegen die Trägerschaft.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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