Krailling:"Tragischer Einzelfall"

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Nach dem Tod einer Bewohnerin des Altenheims Maria Eich geht der Caritas-Verband in die Offensive und will Medikamentengabe verbessern

Von Christian Deussing, Krailling

Der Tod einer 73-jährigen Frau während der Kurzzeitpflege beunruhigt vor allem die Mitarbeiter des Caritas-Altenheimes "Maria Eich" in Krailling. Heimleiterin Diana Sturzenhecker geht davon aus, dass der Frau versehentlich täglich - statt wöchentlich - ein starkes Medikament zugeteilt worden sei und deshalb die Bewohnerin wohl an einer Überdosis im Krankenhaus gestorben ist. Es sei aber vermutlich nicht mehr genau feststellbar, welcher der drei erfahrenen und ansonsten "sehr zuverlässigen" Pflegefachkräfte der verhängnisvolle Fehler unterlaufen ist. Die Leiterin betonte jedoch am Mittwoch vor der Presse, dass es sich um einen "tragischen Einzelfall" handele, der nichts mit möglichem Personalmangel oder Überlastung zu tun habe. Denn in ihrer Einrichtung gebe es genügend Mitarbeiter, die Quote in der Betreuung werde absolut erfüllt, erläuterte Sturzenhecker. Wegen des Todesfalls hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen übernommen, ein Obduktionsergebnis liegt aber noch nicht vor.

Hanna und Horst Arndt leben seit drei Jahren zufrieden im Altenheim Maria Eich, wo sich Pflegerin Lucia Valjan auch um das Blutdruckmessen kümmert. (Foto: Nila Thiel)

Kurz nach dem Tod der Frau am 5. Februar wurden in einem Rundbrief Heimbewohner, Angehörige und Betreuer von der häuslichen Leitung und vom Caritasverband informiert. Dabei wurde zutiefst bedauert, dass ein Medikament "fehlerhaft abgegeben" worden sei. "Es wurde nichts vertuscht", sagt Sturzenhecker, die seit fünf Jahren das Seniorenheim führt, in dem 160 Menschen leben. Die betroffenen Altenpfleger wurden zunächst von einem Kriseninterventionsteam (KIT) betreut, um den Schock und die Schuldgefühle zu verarbeiten. Die Drei sind aber arbeitsfähig und werden per Supervision begleitet und unterstützt. Dennoch sei bei allen Mitarbeitern seit dem Vorfall die Angst davor zu spüren, dass so ein Fehler wieder passieren könnte.

Heimleiterin Diana Sturzenhecker stellt sich nach dem Todesfall hinter ihre Mitarbeiter. (Foto: Nila Thiel)

Damit dies nicht geschieht, prüft jetzt in der Kurzzeitpflege eine zweite Fachkraft, ob die Angaben des Medikamentenblattes täglich richtig dosiert übertragen werden. Denn die Dokumentation habe gezeigt, dass in dieser Zuteilung der Fehler geschehen sein müsste, bedauert die Heimchefin. Trotzdem vertraut sie weiter den drei Mitarbeitern, die polizeilich noch nicht vernommen wurden. Auch die Geschäftsführerin der Caritas-Altenheime in der Region, Doris Schneider, sieht bisher keinen Grund, diese Pflegekräfte zu suspendieren. Sie ist überzeugt, dass sie den hohen Anforderungen gewachsen seien. Und wenn notwendig, würden diese Mitarbeiter "rechtlichen Beistand" über die Caritas erhalten, sagte Schneider in dem Pressegespräch. Nach dem Vorfall im Maria Eich-Heim überlegt nun die Caritas-Geschäftsführung, auch in ihren anderen Altenheimen die "Prävention" zu verbessen, um eine noch größere Sicherheit bei der Abgaben von Medikamenten zu gewährleisten. Es sei ein "sehr komplexes Thema", bei dem man zwischen Kurzzeitpflege und dauerhafter Pflege unterscheiden müsse, so Schneider. Denn im zweiten Fall stellt die Apotheke in Beuteln die ärztlich verordneten Medikamente bereit und nicht die Pflegekraft.

Der Tod der Frau beschäftigt auch die Bewohner. Es tue ihr sehr leid, was passiert sei, meint Hanna Arndt vom Heimbeirat. "Aber irren ist menschlich, und trotzdem fühle ich mich hier weiterhin wohl."

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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