Krailling:Tanklager soll sich wieder mit Öl füllen

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75 Millionen Liter Diesel sind zurück in Tschechien, nun wird die einstige Nato-Anlage in Krailling gereinigt und saniert

Von Carolin Fries, Krailling

Wie viele Millionen Liter Diesel-Treibstoff hat die Tschechische Republik bis 2015 in Krailling gelagert? Darum ranken sich aktuell, wo sich die Tanks auf dem 240 Hektar großen ehemaligen Nato-Gelände leeren, diverse Gerüchte. Acht Prozent der staatlichen tschechischen Spritreserven, hieß es stets, seien in Krailling gelagert; genaue Zahlen wurden allerdings nie genannt. Denn darüber streitet die Verwaltung der staatlichen Materialreserven Tschechiens (SSHR) mit der Viktoria-Gruppe, die den Treibstoff in Krailling eingelagert hatte und seit 2015 insolvent ist. Das Hauptzollamt hat im Zuge der Insolvenz Vorräte von 75 Millionen Litern gemessen. Nach den Aufzeichnungen der SSHR müssten es aber 6,3 Millionen Liter mehr sein - eine buchhalterische Abweichung, die Spekulationen nährt: Kam der auf dem Papier fehlende Diesel überhaupt jemals in Krailling an? Oder wurde er womöglich dort unterschlagen?

Seit die Krailling Oil Development GmbH - eine Gesellschaft bestehend aus drei privaten Investoren - das Areal im Juli 2016 gekauft hat, lief die Auslagerung des Kraftstoffs. Jeder einzelne Waggon, der das Tanklager seither verlassen hat, wurde von Zollbeamten gewogen, kontrolliert und verplombt zurück nach Tschechien geschickt. Inzwischen befindet sich nur mehr ein kleiner Restbestand von etwa 150 000 Litern im Rohrsystem, sagt Rechtsanwalt Nico Skusa, der die Ölfirma berät.

"Damit werden wir die festgestellte Menge von 75 Millionen Litern ziemlich genau erreichen", erklärte Skusa. Die GmbH habe mit der Auslagerung ihre vertragliche Pflicht erfüllt und plant nun selbst den Einstieg ins Ölgeschäft. 29 Tanks gibt es auf dem Gelände, die insgesamt 120 Millionen Liter fassen. Die Anlagen würden in den kommenden Wochen gereinigt und saniert. Wenn der TÜV sie schließlich abgenommen habe, soll erneut Treibstoff eingelagert werden, so Skusa. Zwar ist noch immer kein Vertrag unterzeichnet, doch die Verhandlungen mit großen Mineralölunternehmen aus Süddeutschland - konkrete Namen will er nicht nennen - seien bereits weit fortgeschritten. Kommt das Geschäft zustande, seien etwa 40 Prozent der Kapazitäten belegt.

Nach dem Geschäftsmodell der Kraillinger Ölfirma sollen möglichst bald zwei Drittel der Tanks für die langfristige Lagerung, das heißt für mehrere Monate, vermietet werden. Etwa ein Drittel soll dem Umschlagsgeschäft zur Verfügung stehen. Das würde bedeuten, dass Raffinerien aus der Umgebung Öl einlagern, um damit jederzeit nach Bedarf Endkunden beliefern zu können. Die Lieferungen würden über Tankkraftwagen (TKW) abgewickelt, über die Zahl der Fahrten seien aktuell noch keine Aussagen möglich, sagt Skusa. Die Anlieferung des Mineralöls soll ausschließlich über Züge erfolgen. Der Rechtsanwalt rechnet damit, dass im Februar wieder Öl in Krailling eingelagert wird; bis dahin soll auch die TKW-Ladestation saniert sein.

Derweil streitet Mirko Möllen, Insolvenzverwalter der Viktoria-Gruppe, weiter mit der SSHR um die Besitzverhältnisse der Ölreserven. "Es bestehen erhebliche, im deutschen Sachenrecht wurzelnde rechtliche Gründe, die gegen einen wirksamen Eigentumserwerb der tschechischen Republik sprechen", sagt Möllen. Ob auch um die e buchhalterisch fehlenden 6,3 Millionen Liter Diesel gestritten wird? Mirko Möllen sagt dazu nur, dass nachvollziehbare Forderungen der SSHR im Rahmen der Feststellung zur Insolvenztabelle berücksichtigt worden sind.

Sollte es zu keiner Einigung kommen, muss ein Gericht die Eigentumsverhältnisse klären, die Frist zur Klageerhebung läuft noch. Der Insolvenzverwalter rechnet damit, dass sich das Verfahren aufgrund seiner Größenordnung und Komplexität noch über mehrere Jahre hinziehen wird.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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